Mehr Strom

Es gab Zeiten, da hatte man abends eine romantische Petroleumlampe in der Kajüte und sparte sich die Batterie für die Positionslampen für wenige Nachtfahrten auf.
Dann kamen die ersten 50Wp Solarmodule auf den Markt oder sogar Außenborder, die über eine Lichtmaschine verfügten und einige wenige Ampere in die Akkus füllen konnten.
Die größeren Boote hatten schon Einbaumotoren mit ordentlichen Bleiakkubänken, getrennt nach Starter und Verbraucherbatterien.

Jo Eh besitzt aktuell zwei Starterbatterien und sogar vier Verbraucherbatterien zu je 100Ah, die über die Lichtmaschine oder Landstrom geladen werden.
Unabhängigkeit wird jedoch durch zwei 100Wp Solarmodule gewährleistet.

Wenn das Wetter also passt und die Sonne scheint, kommt man mit dem Energiemanagement sogar recht gut durch.
Die Beleuchtungen unter Deck sind sowieso schon durch LEDs sehr verbrauchsarm und der Kühlschrank darf beim Segeln und sogar die ganze Nacht über in Betrieb bleiben, auch wenn die Jo Eh nicht am Landstrom hängt.
Selbst über den 2500W Konverter steht in der Früh noch genug Energie für den elektrischen Wasserkocher für die ROC-Siebträgerkaffeemaschine zu Verfügung.
Nur für den gebratenen Speck oder die Spiegeleier auf dem kleinen E-Herd oder für Rotina’s heißgeliebten Thermomix reicht es dann leider noch nicht ganz, was aber im Grunde nicht so schlimm ist, denn es gibt ja natürlich auch noch den Gasherd.

Schnell kommt man auf den Gedanken die Stromproduktion anzukurbeln. Platz für weitere Solarmodule ist wenig vorhanden und flexible Module im Decksbereich sind auch nicht wirklich effizient, da sie den halben Tag abgeschattet werden.

Alternative Windgenerator – hört sich gut an, kann auch Strom in der Nacht oder bei Bewölkung produzieren, also ideal als Ergänzung bei widrigen Umständen.
Leider werden die Windgeneratoren teuer im einschlägigen Fachhandel angeboten, aber ab und zu sieht man günstige Angebote aus Fernost.
Somit sind Euro 190,- für einen Versuch es wert.

Tatsächlich halte ich den Windgenerator in 2 Wochen wortwörtlich bereits in der Hand. Die technischen Daten versprechen regelrecht das Blaue vom Himmel. 3 Phasen liefern angeblich 500Watt Leistung bei 20m/s Wind, ein recht kleiner Regler kann dann daraus Gleichstrom mit einer Ladespannung für 12V oder 24V Systeme generieren.

Im Winter baue ich mir auf der Terrasse einen Versuchsaufbau auf einen 3 Meter hohen Mast, einer 20 Meter langen 3-poligen Leitung bis zum Regler und dann auf eine 120 AH 12V Batterie.
Bei Windgeschwindigkeiten um die 15m/s konnte ich einen Ladestrom von 12A messen; ergibt also eine Leistung von etwa 150 Watt.
Gut, das ist in etwa knapp die Hälfte des Versprochenen, aber bei gutem Wind, über die Dauer von 24 Stunden kommt da Einiges an Energie zusammen.

Somit komme ich zum vorläufigen Schluß, dass sich der Umbau des Geräteträgers der Jo Eh lohnen konnte.
Eine Verlängerung um 65 cm und einige Kunststoffteile zur Befestigung und Führung sind schnell selbst angefertigt.

Bevor die Segelsaison startet ist „es“ dann soweit.
An einem intensiven Arbeitswochenende wird der Windgenerator auf den Geräteträger verpflanzt.

Meinen Stegnachbarn zuliebe habe ich den Rotor noch nicht montiert.
Das mache ich erst kurz vor dem nächsten Törn, denn das Surren der Rotorblätter machen doch ein gewisses Lärmgeräusch, welches nervig sein könnte.

Als Statistikfan werde ich somit auch noch während des nächsten Törns ermitteln, welche Leistung bei welchen Windgeschwindigkeiten erreicht werden kann … aber Thermomix kommt trotzdem (noch) keiner an Bord!