Beim Donnerstagssegeln an der Alten Donau ist Anfang Juli 2020 unser YCA-Mitglied Irene Sp. frustriert, da ihr Portugaltörn Anfang August 2020 aufgrund der COVID19-Reisebeschänkungen vermutlich ins Wasser fallen wird. Der Flug wurde ihr kurzerhand von der Air France storniert.
Die JO EH steht jedoch segelbereit in Norditalien, fehlt nur noch ein Chauffeur, da Rotina nicht mitkommt und somit das Auto benötigt.
Harald Sch., der zu meiner Linken sitzt und dem ebenfalls aufgrund COV19 ein Praxistraining ausgefallen ist, wird kurzerhand in die JO EH-Segelpläne miteinbezogen, ob er ab Dienstag nicht Lust hätte, eine Woche in Italien mitzusegeln.
Alle Drei checken kurz ihre Kalender. Okay, passt bei allen Dreien – und vier Tage später sitzen Irene, Harald Sch. und Harald N. im Auto von Harald Sch. und düsen schon nach Lignano, wo die JO EH bereits auf ein neues Segelabenteuer wartet.
So steht folgende Route am Plan:
Aprilia Marittima – Venedig Venedig – Chioggia (Test Mose) Chioggia – Caorle Caorle – Grado Grado – Aprilia Marittima
Segeln wie vor 30 Jahren, keine bis sehr wenige Boote unterwegs in den Stadthäfen, immer ein Plätzchen frei und sehr gastfreundliche Leute treffen wir auf diesen kurzen Törn durch die nördliche Adria.
Der Ort Corona am Wechsel? Das Bier Corona aus Mexico? Das Virus Corona aus Wutan!
2020, alles anders als geplant.
Im Job Im Alltag Im Urlaub Home Office statt analogem Büro Balkonien statt Auslandsreisen
16.03.2020 – Nichts geht mehr. Ausgangsbeschränkungen, weltweit und vor allem in Österreich Grenzschließungen, weltweit und vor allem in Europa Reisewarnungen, weltweit und auch in österreichischen Clusters. Sogar die Seenomaden Doris + Wolfi sind „gefangen“ im exotischen Exil Französisch-Polynesien.
Statt den geplanten 11 Wochen auf der JO EH, die mit 21.05.2020 begonnen hätten, heißt es vorerst Bangen und Warten bis Anfang Juni als die Grenze zu Italien wieder geöffnet wird.
Ab 03.06.2020 dürfen Touristen wieder nach Italien, Kroatien war davor schon seit Mitte Mai bereisbar, jedoch mit einer 14tägigen Quarantäne bei der Rückfahrt nach Österreich. Diese Sicherheitsbestimmung endete mit dem 16.06.2020.
Also nutzen wir das lange Fronleichnam-Wochenende und betreten am 12.06.2020 beinahe zaghaft (Norditalien zählte ja zu den Regionen mit den meisten COV19 Infiszierten in Europa) wieder die Marina Aprilia Marittima, um nach dem Rechten zu sehen. Soweit ist alles (bis auf ein Ankerwinch Relais) auf der JO EH und in der Marina in Ordnung – gottseidank!
Sehr einsam und verlassen; nur wenige Bootseigner nützen wie wir die Chance zum Reisen. Sehr ruhig und beinahe idyllisch liegt die Marina Punta Gabbiani. Endlich mal kein Gedränge am Pool, am Strand, in den Lokalen. Auch freie Waschmaschinen sind tagsüber vorhanden – eine Seltenheit.
Überall Desinfektionsspender, Hinweise auf 1 m Sicherheitsabstand und Masken-Pflicht, Plexiglaswände an der Rezeption.
Wir fahren zum Einkaufen und zum Abendessen nach Lignano, denn das Marine-Restaurant in der Punta Gabbiani hat noch nicht wieder geöffnet. Lignano – beinahe eine Geisterstadt, so wenig Leute wie nie zuvor um diese Jahreszeit. Freie Parkplätze wie Sand am Meer. 90 % der Geschäfte haben geöffnet, einige Hotels sind aber noch geschlossen. Restaurants buhlen um die wenigen Gäste, die vorbeikommen. Wir speisen im Croce del Sud, wo man normalerweise ohne Reservierung keinen freien Tisch spontan bekommt; im Gegenteil, wer nicht reserviert, steht entweder in der Schlange oder muss woanders Essen gehen. Aber heute Abend ist dies kein Problem, wir können „unseren“ Tisch sogar aussuchen.
Am nächsten Morgen kranen wir und planen vorerst die nächsten Segeltage nur in der Nähe zu verbringen, denn falls etwas sein sollte, wir schnell wieder abreisen können.
Ortswechsel – Grado. Wir merken beim Einlaufen, dass der Strand tagsüber ziemlich voll ist. Anlegemanöver im gut besuchten, laut und pulsierenden Stadthafen, wo erstaunlicherweise schon wieder buntes Treiben wie üblich vorherrscht. „Ob COV19 hier Station gemacht hat?“ fragen wir uns, aber zumindest hat jeder Zweite eine Maske bei sich.
Am nächsten Tag ankern wir in Porto Buso, denn das Fischrestaurant Ai Ciodi hat noch nicht seine Pforten geöffnet. So wird selbst an Bord gekocht, zwar kein Fisch, aber trotzdem und mindestens genauso gut.
Auch am letzten Tag (es ist Montag, heute um Mitternacht auf Dienstag, ist die 14tägige Quarantäne wirkungslos) sind wir noch eher vorsichtig und erledigen einige Arbeiten an Bord, zB Handlauf in der Heckkabine montieren. Auch fleißig „gesägt“ wird an Bord! (Jeder von Euch Segler*innen kennt „ihn“/“sie“ doch sicher, den Schnarcher/die Schnarcherin … *ggg*) Am späten Nachmittag lichten wir den Anker und kranen wieder in der Punta Gabbiani, um nach dem Abendessen Richtung Grenze Italien/Österreich zu fahren, die wir 5 Minuten vor Mitternacht erreichen und vom österreichischen Bundesheer zwar gestoppt und nach unseren Reiseplänen gefragt werden, aber ohne Probleme durchgewunken werden.
Zur Richtigstellung: OH JE ist kein Schreibfehler von JO EH, sondern OH JE wird liebevoll unser Dinghy genannt!
OH JE 1.0 – also das erste Beiboot, ein klassisches Schlauchboot – hat nun die ersten beiden Jahre gut gedient. Jedoch war ich immer über die eigentliche Größe ein wenig unglücklich. 3,20 m Länge sind zwar zum Fahren angenehm und mit dem 8 PS Johnsen Außenborder in der Gleitfahrt auch ganz lustig, aber für unsere JO EH mit ihren 34 Füßen doch eine Nuance zu groß bzw. zu breit. So war OH JE 1.0 beim Segeln bzw. beim Anker setzen im Bugbereich immer im Weg.
Auf der Suche nach einem idealen Dinghy stolperte ich immer wieder über diverse Eigenbauten und anscheinend verfüge ich über zuviel Tagesfreizeit, denn es entstand sehr schnell die Idee, ein Dinghy nach eigenen Vorstellungen am elektronischen Reißbrett zu entwerfen.
Nun einige Randbedingungen und Ideen, die dieser Konstruktion zugrunde liegen:
Bei der Lagerung am Vorschiff soll genügend Platz zwischen Reling und Dinghy bleiben, um gut daran vorbei gehen zu können. Der Rettungsinselcontainer vor dem Mast soll im Bootsinneren Platz finden. Die Luke der Vorschiffkabine soll sich unter dem Dinghy öffnen – und wenn möglich – auch etwas Licht ins Schiffsinnere lassen. Für diesen Zweck ist angedacht, einen Teil des OH JE-Bodens aus Polycarbonat zu fertigen. Anmerkung für die Nicht-Konstrukteure unter uns: ein Teil des Bodens ist aus durchsichtigem Kunststoff – also ein Beiboot mit Glasboden … *gggg* Die maximale Länge wird durch die Pütting des Babystags hinter dem Ankerkasten beschränkt. Das Gewicht soll natürlich so gering wie möglich gehalten werden. Das Design soll zur JO EH passen, daher ein Mix aus äußerlicher Tradition und modernem Innenleben. Damit kommen wir zum Antrieb. Ich möchte gerne insgesamt drei Antriebsarten integrieren: das Boot soll gut zum Rudern sein, der motorische Antrieb zeitgemäss elektrisch und ein kleiner Mast mit Segel das Gesamtkonzept abrunden.
Soweit, so gut. Fangen wir mit der Beschaffung der Teile, die in der OH JE 2.0 intergriert werden, an. Zuerst der elektrische Antrieb, wobei ich bei www.elektromoped.at fündig werde und einen 36V Lithium Akku mit 20Ah Kapazität, einen Motor mit 800W Dauerleistung, Pol-Wender für die Drehrichtungsumkehr, Schiffsschraube und einen stufenlosen Geschwindigkeitsregler, beziehe. Die Wellenanlage entsteht in Eigenkonstruktion: motorseitig eine Kupplung, die über zwei in Gummi gelagerte Stifte mitgenommen wird, eine Art Stopfbuchse mit abgedichtetem Kugellager und Schmiernippel, um zum Stevenrohr hin abzudichten und schraubenseitig ein Drucklager aus POM und Schraubenmitnahme über einen Scherstift.
Als Baustoff entscheide ich mich für 8 mm 5-fach wasserfest verleimtes Okumée-Sperrholz, wobei 5 Platten á 2500 x 1200 mm ausreichend sein sollten. Eine halbe Platte lasse ich in 40 mm Streifen schneiden, da die Konstruktion immer wieder diese Leisten benötigt.
Die Spiele ähm Arbeit möge beginnen. Um die ersten Leisten miteinander in Form zu verleimen, werden auf einer Siebdruckplatte – in der Höhe jedes Spantes – kleine Winkel montiert. Von innen nach außen zuerst zwei Leisten mit 8 x 40 mm, danach schon Heckspiegel und Seitenwände und außen wieder zwei derselben Leisten. So entsteht der Handlauf mit 40 x 40 mm Querschnitt. Zur Kontrolle habe ich die bereits ausgesägten Spanten auf ihre zukünftige Positionen gestellt und einstweilen bin ich sehr zufrieden, denn es scheint alles sehr gut zusammenzupassen.
Am dritten Arbeitstag wurde der Handlauf und das zentrale Element mit Sitzbank und Schwertkasten bereits zusammengebaut. Es hat sich durchaus bewährt, alle Stellen, die verleimt werden, temoporär mit dünnen Schrauben zu verbinden und nach Trocknung des Leims und des Epoxy wieder zu entfernen. Da die Temperaturen während dieser Arbeiten nur zwischen 5 und 10° Celsius liegen, härtet das Epoxy nur sehr langsam aus. Also muß ich mit Föhn und Heißluftgebläse punktuell etwas nachhelfen.
Da ich mir einen Wellenantrieb einbilde, aber die Schraube nicht exponiert aus dem Rumpf ragen soll, versetze ich die Schraube etwa um den halben Durchmesser in Richtung Rumpf und plane einen kleinen Tunnel inklusive Schutzring. Der 3D-Drucker macht es möglich, diese Konstruktion über Nacht zur Realität werden zu lassen.
Immer, wenn es die Witterung zulässt – denn die Scheune, wo OH JE 2.0 gebaut wird, ist nicht vernünftig beheizbar – wird weiter gesägt, geschliffen und geleimt. Die Beblankung geht einfacher als gedacht: immer mit kleinen Holzschrauben die Teile fixieren und mit Epoxy verkleben. Das Schleifpapier für den Bandschleifer könnte gleich in Großgebinden gekauft werden. Den Schleifstaub sammle ich in leeren Dosen, um den Holzkitt für die entfernten Schrauben gleich selbst anrühren zu können.
Nach etwa 10 Arbeitstagen mit durchschnittlich 6 Arbeitsstunden ist die Hülle geschlossen, und es beginnen die kosmetischen Arbeiten. Alle Löcher, Rillen und Spalten werden mit einer Mischung aus Schleifstaub und Epoxy gespachtelt und geschliffen. Ich mische noch absichtlich etwas hellen Schleifstaub von Kieferbrettern dazu, um die dunklen Innenschichten des Okumées-Sperrholzes auszugleichen. Die Wellenanlage und der Schraubentunnel sind ebenfalls mit Glasgewebematten einlaminiert worden.
Nach einigen Überlegungen zur Farbgestaltung bestelle ich einen Einkomponenten-Bootslack aus Hamburg (Halvar). Die Sitzbank soll wegen der Temperatur auf der Sitzfläche in Weiß gestrichen werden; genauso wie das Unterwasserschiff. Deswegen, damit sich, wenn OH JE an Deck gelagert wird, die darunter liegende Vorschiffkabine nicht so stark aufheizen kann.
Der Wasserpass bekommt zwei blaue Streifen. Falls mein PC-Programm richtig gerechnet hat, ist der untere Streifen für normale Beladung, zwei Personen inkl. Eigengewicht des Dinghys vorgesehen und der zweite, obere Streifen soll die Maximalbeladung von 500 kg kennzeichnen. Der Rest der Oberflächen soll im Holzlook bleiben und wird daher farblos lackiert. Da mein Sohn ein gelernter Maler und Anstreicher ist, hole ich ihn mir für die ersten Malerarbeiten zur Unterstützung, um die richtige Konsistenz der Verdünnung hinzubekommen.
Nachdem der komplette Rumpf mindestens dreimal gestrichen überall wurde, kann ich auch den Glasboden mit Sikaflex einkleben und verschrauben.
Nun sollte OH JE 2.0 eigentlich schwimmfähig sein, aber ich warte mit der Jungfernfahrt noch bis die Wassertemperaturen etwas steigen. Denn man weiß ja nie, ob die Stabilität ganz anders ist als man sich das vorgestellt und entsprechend richtig umgesetzt hat.
Ein weiteres Feature ist ein 40 mm dickes Hanftau, welches die Funktion der Fender übernehmen soll. Auf den folgenden Fotos ist dieses Tau nur mit Zwingen montiert, um die Optik noch besser abstimmen zu können bzw. um zu sehen, wie es dann final tatsächlich montiert werden soll.
Am 30.04.2020 war „es“ nun soweit: der erste Test im freien Wasser, bei wunderschönem Wetter, aber in noch kühlem Wasser.
Also soll nichts schief gehen. Zu zweit haben wir OH JE 2.0 auf den Hänger gehoben. Akku, Motor, Riemen, Ruder und Schwert sind schon am/im Boot gut verstaut und fixiert. Unser Ziel ist das Segelzentrum Nord an der Neuen Donau. Schuhe ausziehen und an der mittleren Slipanlage tragen wir OH JE 2.0 ins Wasser. Juhu, JO EH 2.0 schwimmt und fällt nicht um, schaut also gar nicht so schlecht aus.
Nächster Schritt: OH JE 2.0 liegt längseits, das Fenderseil macht seine Arbeit und verhindert Kratzer im Lack. Ich steige vorsichtig ein und bin noch immer trocken 🙂 Die Stabilität ist für die kleine Nußschale gar nicht einmal so schlecht, die überlappenden Planken und der Kielansatz erzeugen genügend Widerstand, dass das Boot nicht zu „wackelig“ wird. Ich stoße mich vom Ufer ab und rudere ein kleine Runde. Die Ruder sind ein wenig zu kurz und der Freibord zu hoch, dadurch kann man die Ruder nicht kraftvoll durchziehen. Ich verschiebe die Drehpunkte der Dollen, damit die Ruder weiter aus dem Boot kommen und der Hebel zu den Armen kleiner wird, so kann kraftvoller gerudert werden.
Wo eine zweite Person beim Rudern sitzen soll, ist mir noch nicht ganz klar
Genug gerudert, nun hat der Motor sein Debüt, die Riemen werden eingeholt, der Hauptschalter auf Vorwärts gestellt, zaghaft drehe ich den „Gasgriff“ bis sich der Motor langsam zum Drehen beginnt. Super, die Kupplung funktioniert unter Last auch geräuschärmer als beim Probelauf im Trockenen. Ich steigere die Geschwindigkeit und das GPS meines Handys geht bei leichtem Gegenwind und kleinen Wellen auf 1.6 Knoten. Die Kurvenfahrt ist auch vertrauenserweckend. Bremsen und Retourfahren ist nicht so gut, da zieht die Schraube von hinten Luft und rührt nur das Wasser um, das ist aber der Preis dafür, dass die Schraube fast in den Rumpf integriert ist. Die Idee war, dass, wenn das Dinghy an Deck liegt, sich Leinen nicht so leicht in der Schraube fangen können, denn dies wäre nicht ideal, wenn bei einer Wende die Genuaschot die Schraube samt Welle aus dem Dinghy entfernen würde.
Bis zu 1.8 Knoten in der Testfahrt
Nun wollen wir es aber wissen und ich hole noch meinen Sohn dazu. Nun haben wir ein Gesamtgewicht von 250 kg und erreichen den unteren Wasserpass noch immer nicht. So sollten die maximalen 500 kg auch ohne Probleme funktionieren, aber das probieren wir erst bei höheren Wassertemperaturen.
250 Kg
Aye, aye, Sir!
Die Freude ist groß!
Riemen, Schwert, Ruder, Gräting, Motor, Akku und Steuerung
Woche 9, und wir starten mit einem neuen Gast auf unserer JO EH in meine letzte Reisewoche.
Dazu eine kleine Vorgeschichte: Einige Monate vor dieser Reise entdeckten wir unseren Schiffsnamen als Hashtag in den sozialen Medien. Neugierig suchten wir nach dem Grund und fanden recht schnell den Kabarettisten Thomas Franz-Riegler mit seinem Programm #joeh.
Natürlich konnten wir es nicht lassen und posteten natürlich das Heck der JO EH in seinem Facebook-Account. Thomas meldet sich bei uns und so lernten wir ihn vorerst virtuell, dann persönlich bei seinem #joeh-Soloprogramm. Da wir uns auf Anhieb verstanden und von seinen künstlerischen Einlagen so begeistert waren, luden wir Thomas für eine Woche auf unser Boot ein.
Roswitha, die ebenfalls noch die letzte Woche bei mir an Bord bleibt, übernimmt ab sofort die Schiffsführung, um Skippermeilen zu sammeln, die sie für die Beantragung des internationalen Befähigungsnachweises für den Fahrtenbereich 3 benötigt.
Tag 54 Nach unzähligen Verabschiedungen der AASW-Regattateilnehmer fahren wir von Punat aus Richtung Norden; allerdings noch unschlüssig, wie weit wir kommen und in welchen Hafen wir einlaufen wollen. Da uns der Wind zwischendurch immer wieder verlässt, ist es zwar für unseren Gast, dem noch keine Seebeine gewachsen sind, gut, aber für Roswitha und mich eher langweilig. Daher biegen wir kurzerhand ab und legen an der Mole des Klosters in Glavatok an. Das Wasser ist klar und bietet sich für eine Runde zum Schwimmen an, Thomas und ich planschen im Wasser. Roswitha ist es aber noch etwas zu kühl und sie bleibt lieber im Trockenen. Nach einem kleinen, gemeinsamen Spaziergang an Land bekommt Thomas eine kleine Schulung im Umgang mit der Angelrute. Trotz intensivster Bemühungen können wir trotzdem unseren Speiseplan nicht aufbessern und kochen uns stattdessen ebenfalls gute Leckereien, die wir in Punat nachgebunkert haben.
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Tag 55 Bei leichten Winden umschiffen wir den nördlichen Zipfel von Cres und steuern die Ortschaft Valun an, die sicherlich noch Einigen von uns aus der österreichisch-deutschen Fernsehserie „Der Sonne entgegen“ aus der Mitte der 1980iger Jahren bekannt ist. Hier ist die Zeit doch tatsächlich fast stehen geblieben, noch immer schwer von Land aus erreichbar, nur eine Handvoll Touristen mehr als vor 40 Jahren als ich das erste Mal hier war und wie es aus dem Fernsehen bekannt ist. Wir nutzen die Einrichtungen des Campingplatzes zum Baden und Duschen. Essen gibt es heute in einem der ursprünglichen Gostionicas und nicht wie heutzutage üblichen Konobas. Nachdem wir wieder auf dem Boot sind, holt Thomas sein Gitarre heraus und spielt einige seiner Lieder aus seinem Musikkabarett. Unsere einzigen Nachbarn, eine österreichische Megajacht, macht sich durch sehr laute Ballermannmusik bei der Dorfbevölkerung und sogar einigen deutschen Touristen unbeliebt. Wir können mit der Akkustikgitarre natürlich nicht mithalten und geben ebenfalls auf. Ein Vertreter unser nördlichen Nachbarn beschwert sich über die laute Musik, und der Skipper der Megajacht verwechselt – nun fast wie in einer billigen Komödie – den Deutschen mit uns. Als er unseren unverkennbaren Wiener Slang-Einschlag mitbekommt, entschuldigt er sich mit einer Einladung auf ein GinTonic auf seine Megajacht. Neugierig und unerschrocken sagen wir natürlich spontan zu, klären ihn aber erst über die Verwechslung auf als wir unsere GTs bereits gesichert in unseren Händen halten. Nach dem Besuch auf der Luxusmegajacht-Toilette mit vollelektronischem Spülprogramm fragt mich der Profikapitän, ob ich mich damit zurechtgefunden hätte. Ich verblüffe ihn mit meiner saloppen Antwort: „Yes, I have the same“. Ich denke, er steht heute noch mit offenen Mund im Salon. Nach etwa 4-5 Runden GT und einigen von Thomas nun auf der Megajacht dargebrachten Liedern verkrümmeln wir uns wieder auf unsere JO EH zurück und nun kehrt endlich Stille in den kleinen Hafen von Valun ein.
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Tag 56 Unsere Megajachtnachbarn sind schon im Morgengrauen Richtung Umag losgefahren. Wir frühstücken hingegen ganz gemütlich in dem kleinen Kaffee an der Mole, um nicht unsere eigene Toilette im Hafen nutzen zu müssen. Bei wenig Wind brechen wir in Richtung Festland auf. Nach kurzer Zeit frischt der Wind jedoch immer mehr auf, und wir kreuzen bei Westwind und Nieselregen in die Bucht bei Medulin. Schnell finden wir eine Boje und setzen mit dem Dingy an Land über. Die Marina wird in Medulin gerade neu ausgebaut, die Preise sind jedoch nicht gerade günstig. In der Hochsaison außerdem noch sehr ungünstig zwischen Campingplatz und Stadtkern gelegen, ist Medulin eher etwas für hyperaktive Jugendliche als für erholungssuchende Mitfünfziger. Der Ort Medulin ist touristisch geprägt; der alte Stadtkern ist jedoch noch recht gut erhalten und bietet einige spannende Ecken.
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Tag 57 Das Wetter veschlechtert sich zunehmend und bringt Regen aus Süden und bevor der Wind auffrischt, schaffen wir noch es noch rechtzeitig um das Kap Kaminjak herum. Ab hier segeln wir nur unter Genua nach Rovinj. Wir liegen wieder an eine Boje vor der gerade erst neu eröffneten ACI-Marina Rovinj. Wir sind überrascht, wie gut sich die Marina ins Landschaftsbild einfügt, denn wärend des Neubaus hatten Viele die schlimmsten Befürchtungen. Unsere Boje war dieses Mal kostenlos, zumindest ist niemand zu uns gekommen und wollte einkassieren. In der ACI-Marine selbst bekamen wir sofort den Zugangscode für WC und Dusche. Ich vermute, ein Fehler des Personals, da wir mit maritimer Seglerkleidung, weil es schon wieder nieselte, danach fragten. „WOW!“, war unser einziger Laut, den wir beim Betreten der Marina-Toiletten heraus brachten, denn diese waren fast noch ein wenig cooler als die neuen WC-Anlagen der Marina Kastella.
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Tag 58 Der letzte Tag in Kroatien führt uns nach Umag. Wir klarieren bereits am Abend aus, um am nächsten Morgen nicht die Strecke von der Marina zum Hafenkapitän laufen zu müssen. Der Wind aus Südost frisch gegen Abend so stark auf, dass einige Restaurants an der Südwestseite von Umag „Land unter“ melden. Die Wellen brechen um die Ecken der Mole, und wir sind sehr froh, dass wir uns in die Marina gelegt haben und nicht auf die Molen-Innenseite.
Tag 59 Wir verlassen Kroatien in Richtung Heimathafen Lignano-Aprilia Marittima. Der Südwind ist zwar schwächer geworden, aber es steht eine unangenehme Welle aus Süden in die immer flacher werdende Nordadria hinein. Thomas ist mittlerweile leicht blaß um die Nase, schafft aber – durch einen permanenten Rundumblick – das Frühstück bei sich zu behalten. Am Nachmittag erreichen wir den Heimathafen und legen uns eine Dalbenbox. Wir freuen uns schon sehr auf Rotina, die uns mit dem Auto abholt bzw. das letzte Wochenende mit uns gemeinsam an Bord der JO EH verbringt.
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Tag 60 Zu viert machen wir uns nun raus aufs Meer bzw. auf einen kleinen Abstecher nach Porto Buso, um wieder einmal wirklich vorzüglichen frischen Fisch zu essen. In der Trattoria Ai Ciodi – eines unserer Lieblingslokale in der Lagune von Marano – ist es zwar an schönen Tagen ziemlich überfüllt, aber trotzdem immer einen Besuch wert, da man auf Porto Buso einen kleinen Spaziergang über die Insel machen kann. Das Wetter bessert sich und der leichte Regen durch den Yugo der letzten Tage verzieht sich nun komplett. Norditalien zeigt sich zum Abschluss wieder von seiner schönsten Seite. Wir erleben gemeinsam einen tollen Sonnenuntergang unter dem romantischen Honeymoon-Gelsennetz.
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Tag 61 Ja, heute ist tatsächlich Schluß – der letzte Tag von insgesamt 9 Wochen! Nach dem Frühstück tuckern wir unter Motor vom Ankerplatz auf Porto Buso wieder zurück in die Marina Aprilia Marittima. Bereits vor dem Mittagessen hebt der Portalkran unsere JO EH aus dem Wasser. Der nach 9 Wochen im Salzwasser bereits entstandene, leichte Bart aus Algen und kleinen Muscheln am Rumpf der JO EH fällt dem Hochdruckreiniger schnell zum Opfer. Ein Vorteil, den es zu würdigen gilt, denn dadurch ist das ständige Nachbessern und Erneuern des Antifoulings durch den Landliegeplatz kein Thema. Doch ein wenig traurig über das Ende der ersten längeren Reise wird JO EH entsprechend ausgeräumt, verderbliche Lebensmittel ins Auto gepackt, Bettzeug gleich in der Marina gewaschen und die Wassertanks komplett entleert. Eine Runde im Swimmingpool schwimmen, im Wirlpool relaxen und ein letztes gemeinsames, vorzügliches Abendessen im Marinaareal machen den Abschied doch etwas leichter und den Wiedereinstieg in den Alltag einfacher.
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Tag 62 Rückreise und Sprüche Zeit für ein Resümée!? Nein! Denn eigentlich ist nach der Reise auch schon wieder vor der Reise! Ich beschäftige mich daher lieber mit dem nächsten Törn als dem eben gesegelten Törn nachzutrauern. Bleibt nur mehr übrig, das Erlebte in den JO EH-Blog zu schreiben, damit man an den langen Winterabende, an denen man Trübsal blasen würde, die Erlebnisse und Erinnerungen während dieser 9 Wochen Reise nochmals Revue passieren lassen kann.
Und – natürlich für meine braven MitleserInnen dieses JO EH-Blogs. Es sind zwar nicht viele, aber meine liebsten Freunde sind darunter!
Reisen ist eine Droge – man wird aber nicht süchtig auf das Reisen, sondern auf den Zustand, in den sie einen versetzt und die Gefühle, die man dabei erlebt.
Eigentlich sollte eine Kühlbox und ein Kühlschrank auf einem Segelboot reichen, aber irgendwie werden die Getränke an Deck immer recht schnell warm. Also habe ich aus einer alten Kühlbox das Peltier-Element mit seinem Zubehör ausgebaut und aus wasserfest verleimten Okumee-Sperrholz eine Box fürs Cockpit gebaut. Dadurch ist nun der Aufklapptisch auch nicht mehr so nahe bei der Steuersäule, und es gibt ein wenig mehr Platz beim Essen im Cockpit. Das Holz habe ich mit Teak-Lasur dreimal gestrichen, die Innenwände der Box wurden mit 18mm selbstklebendem Armaflex isoliert, der Boden von außen, damit die Flaschen nicht auf der Isolierung stehen. Die Box kann zwei Stück 1,5 Liter Flaschen aufnehmen und kühlt diese etwa 20° unter Außentemperatur. Mir ist schon bewusst, dass das Peltier-Element nun nicht unbedingt die beste Option ist, aber alle anderen Kühlformen hätten den Rahmen des Projekts gesprengt.
Woche 8 Ein Katzensprung von Grgur nach Punat. Über Funk erfahre ich, dass die Teilnehmer der AASW am Außensteg festmachen sollen. Als drittes Boot mache ich fest, und es herrscht ein wahres Muringdurcheinander. Teilweise haben sich die Murings kreuz und quer über andere Muringblöcke gelegt, und wir helfen den Marineros und einem Taucher, die Wuhling zu lösen. Nach und nach treffen die anderen Crews ein und so trifft man alte und neue Gesichter und wird gleich auf das eine oder andere Bier eingeladen. Noch ein wenig Aufräumen, denn meine Regattacrew Roswitha, Nina und Helmuth werden gegen 1400 Uhr eintreffen.
Regatta und Blogschreiben verträg sich nicht ganz, einfach zu wenig Tagesfreizeit, deshalb für diese Woche nur Impressionen vom Starfotograf Udo Reichmann.
In den nächsten 9 Tagen gilt es für mich, von Split nach Punat auf der Insel Krk Einhand zu segeln. Daher habe ich den Titel dieses Blogeintrages an einen Buchtitel angelehnt, mit dessen Empfehlung ich diesen Törnabschnitt beginnen möchte.
Ich lese sehr gerne; deshalb fahre ich in der Zeit, in der ich nicht gerade segle, sondern ab und zu auch richtig arbeite, gerne mit der U-Bahn bzw. den Wiener Öffis.
So genisse ich den Luxus und habe täglich 2 x etwa 30 Minuten Zeit, in der Welt der Bücher Fantasiewelten zu besuchen, Kommissaren bei der Aufklärung von Morden über die Schulter zu lesen oder in Reiseberichten die Erlebnisse Anderer mitzuerleben. Neben den altmodischen papiergebunden Büchern bietet sich natürlich auch ein EBook für die UBahnfahrten sehr gut an. Handlich und in jede Jackentasche passend transportiere ich die Inhalte von rund 300 Büchern mit mir herum.
Ich war mir aber bis vor kurzem nicht bewusst, dass ich dieses Buch jemals auf mein EBook geladen habe (ich vermute, es war Rotina), entdecke ich im Inhaltsverzeichnis ein Buch mit dem Titel:
Hitzefrei, ein Sommer in Spitzbergen.
Zuerst denke ich, dass es eventuell ein Bericht eines Kreuzfahrers ist (Rotina ist ja hin und wieder auch auf den Ozeanriesen unterwegs, und wollte immer schon mal nach Spitzbergen), aber schnell erkenne ich darin dann doch eine wahre Segelgeschichte.
Ich lese also ahnungslos drauf los und bin von Beginn an fasziniert über die brillianten und spannenden Ausführungen des Autors. So freue mich jeden Tag ein kleines bißchen mehr auf meine UBahnfahrt, um die Schilderungen des Autors weiter verfolgen zu können.
Eines Abends erzähle ich Rotina von diesem sehr guten Buch und frage sie, ob sie mir dieses etwa auf mein EBook geladen hat.
Sie kann sich auch nicht genau erinnern, schaut am PC aber nach, wer der Autor des Buches ist und kommt mit den Worten „Das glaubst mir jetzt aber nicht, von wem das Buch geschrieben wurde ….“ ins Zimmer zurück.
Der Autor ist Fritz Pölzl, ein Segler und Hochseeausbildner, den wir vor einem Jahr im Solent während der Offshore-Sailing-Instructor-Ausbildung kennen- und schätzen lernen durften.
Tag 40 Proviant habe ich schon gestern gebunkert. Es bleibt also nur mehr übrig, den Liegeplatz in der Marina zu bezahlen und so verlasse ich bereits um 0940 den Hafen. Zuerst unter Motor, und dann entlang der Küste bei 12 Knoten Gegenwind ein paar Schläge. Die Strömung, die uns während der GSC-Regatta so zu schaffen machte, verläuft nun in meine Richtung und ermöglicht somit ein gutes Weiterkommen. Am Ende des Tages bleiben jedoch von den gesamten 40 Seemeilen Tages-Etmal trotzdem nur 9 gesegelte Seemeilen übrig.
Auf der Insel Zirje gehe ich in der Bucht Vela Stupica zu der dem Ufer am nächsten liegende Boje, da ich keine Lust habe, für das Dinghi den Außenborder in Betrieb zu nehmen. Die Ruder müssen dieses Mal reichen.
Im Hafenhandbuch wird eine verfallene, byzantinische Festung auf dem 42m hohen „Berg“ neben der Bucht erwähnt. Mit ausreichend Proviant ausgestattet – also eine Dose Bier als isotonisches Getränk – beginne ich den Aufstieg, werde aber gleich vom OPA des Gasthauses angesprochen, dass er es sehr schön findet, wenn noch kleine Boote mit kleiner Crew vorbeikommen, so wie vor etwa 40 Jahren.
Nach einem kurzen Plausch über die guten, alten Zeiten setze ich meinen Weg fort und schaffe gerade noch vor dem Sonnenuntergang einige kitschige Fotos zu schießen.
Tag 41 Heute ist ein wahrhaft traumvoller Segeltag. Nachdem ich unter Maschine aus der Bucht gefahren bin, konnte ich den Blister setzen und habe mich durch die kleinen Inselchen im Süden der Kornaten geschlängelt. 30 Seemeilen in 6 Stunden mit dem Blister ist oft nur möglich, wenn das Ziel der Weg ist (oder war es doch „der Weg ist das Ziel“?) und der Wind einem dorthin bringt, wohin er will. Im Norden von Zut, in der Bucht von Pinizelic, war noch Nichts los. Nur ein Arbeiter, der einige Sommerhäuschen aus dem Winterschlaf geholt hat und der einen kleinen Hund bei sich hatte, der mich gleich an der Mole freudig begrüsst und sich danach seine Streicheleinheit von mir als Wildfremden geholt hat.
Tag 42 Für die nächsten drei Tage ist – zur Abwechslung zum Jugo – dieses Mal wieder Bora angesagt. Diesmal sogar mit 60 Knoten in meinem Segelumfeld, wo ich mich gerade befinde. Daher suche ich Schutz im Stadthafen von Molat und hoffe, dass die zu erwarteten Boraböen nicht allzu heftig über mich hinwegziehen mögen. Nach reifer Überlegung, wie ich alleine diesen Starkwind abwettern kann, entscheide ich mich zu einem etwas untypischen Anlegemanöver: zuerst längseits so tief als möglich im Hafen, denn verhole ich mich mit insgesamt 3 Muringleinen am Heck, so dass ich mit dem Bug Richtung Kai liege und eine zusätzliche, lange Vorleine in Windrichtung, um den Zug auf die Murings zu vermindern. Man sieht das Endergebnis dieses nicht alltäglichen Anlegemanövers der JO EH übrigens ganz gut am ersten Foto. Nach dieser mühsamen, aber notwendigen Leinenarbeit finde ich noch an Land einen der ganz netten „Lost Places“ von Molat.
Tag 43 und 44 Heute und am morgigen Tag heißt der Plan: Aussitzen der Bora und ausgiebige Wanderungen in und um Molat. In einigen Gesprächen mit den Einheimischen habe ich Vieles über eine 200 km/h Bora im letzten Winter erfahren, wo man die Schäden noch an vielen Ecken erkennen kann und die auch noch in den Köpfen der Bevölkerung vorhanden ist. Zwischendurch finde ich wieder einige „Lost Places“ und das wohl genialste Autokennzeichen der Insel. Mit Hafenkapitän Zlatan habe ich auch einige Stunden geplaudert und irgendwie hat er mich auch ein wenig in sein Herz geschlossen, da er sich die überschwängliche Verabschiedung von mir am dritten Tag nicht nehmen hat lassen.
Tag 45 In großen Schritten geht es nun weiter in den Norden und obwohl noch immer eine fette Borawalze über dem Velebit-Gebirge lag, war nicht allzuviel Wind vorhanden, der mich gemütlich nach Ilovik brachte. Zuerst legte ich an einer Boje vorübergehend an, um das Boot für den Hafen klar zu machen. Dann – wie in der Adria üblich – römisch-katholisch, mit Hilfe einer ältern Dame von einem deutschen Motorboot, welches schon seit zwei Tagen mit ausgefallener Hydrauliksteuerung im Hafen lag, angelegt. Ein kurzer Rundgang auf der Insel, wo noch sehr wenig Touristen anzutreffen sind, dafür aber um so hübschere Blumenarangements an jeder Ecke. Der viele Regen des letzten Monats lässt Kroatien ein wenig an die saftige, grüne Steiermark erinnern.
Tag 46 Eine Tragödie wäre beinahe das Ablegemanöver in Ilovik geworden, denn ich komme der Muring meines Stegnachbarn gefährlich nahe, vernachlässige dabei meine Steuerbord-Heckleine und nachdem ich über die Muring drüber gerutscht bin und wieder Gas gebe, kommt mir doch tatsächlich die Steuerbord-Heckleine in den Propeller. Nach einer Schrecksekunde verhole ich mich mit zwei weiteren Leinen zwischen Stegnachbarn und einem weiter vorne liegenden Fischer. So habe ich Zeit, mich auf einen kühlen Tauchgang vorzubereiten. Ganze 14°C zeigt das Thermometer …. *brrrschüttelfrier* Ich stelle mir also eine Pütz voll warmes Wasser auf das Achterdeck und unter Beobachtung von etwa drei Crews nebenan schaffe ich mit drei Tauchgängen den Festmacher von der Schraube zu lösen. Die Leine ist in Ordnung, auch der Propeller sieht gut aus und das Getriebe lässt sich auch noch gut schalten … *gottseidank*
Aber nach der Action habe ich keine Lust auf einen langen Segeltag und begebe mich nach Pogana an die Südspitze von Cres. Bereits gegen 1300 mache ich an einer Boje knapp hinter dem kleinen Wellenbrecher fest. Nachmittags unternehme ich einen ausgedehnten Spaziergang zu der ensamen Bucht Baldarin. Auf den insgesamt 8 km begegne ich keinem einzigen Menschen, nur einer etwa kinderarmdicken Schlange von knapp 2 Metern Länge, die mich irgendwie zum Umkehren bewegt.
Tag 47 Heute geht es am Leuchtturm Trestinik vorbei, den wohl jeder FB2-Schüler noch gut von seinen Kartenarbeiten kennt. Teilweise leichter Segelwind, der ab und zu einschläft und dann wieder auffrischt, prägen den ganzen Tag. So segle ich noch an der Nordspitze von Rab vorbei und lege an der ehemaligen Gefängnissinsel Grgur längseits an. Die Kellnerin des Gasthauses hilft mit bei der Leinenübernahme, entschuldigt sich aber gleich, dass es heute noch kein Essen gibt, denn morgen ist erst der erste offizielle Öffnungstag. Ich könnte aber trotzdem gerne auf ein kühles Bier vorbeikommen. Verfallene, alte Gebäude wirken auf mich faszinierend, daher erkunde ich die nähere und weitere Umgebung und finde neben den offensichtlichen Gefängnisgebäuden auch noch ein verfallenes Haus mitten im Wald. Meine Vermutlung liegt nahe, dass dort einst der Gefängnisdirektor wohnte.
Zurück von meiner Erkundungstour komme ich auf das Angebot der Kellnerin zurück und genehmige mir in der Abendsonne ein kühles Karlovacka. Die Wirtsleute verlassen bereits die Insel, und ich darf ganz alleine zurück bleiben. Unglaublich, diese Ruhe und Stille. Kalte Küche steht heute am Bord-Speiseplan, so genieße ich meine kalte Jause mit dem Ausblick aus meinem kleinen Cockpit heraus. Ganz leise bekomme ich Besuch: ein neugieriges Reh kommt bis auf wenige Meter an mich heran und wundert sich wohl über den einsamen Segler. Der anschließende Sonnenuntergang verzerrt dieses idylische Bild schon wahrlich ins Kitschige. Heute ist übrigens mein letzter Tag als Solo-Segler für diesen Törn, glücklich von diesen kitschigen Szene verziehe ich mich daher unter Deck und schaue mir als Highlight das Staffelfinale von Games of Throne an.
Tag 33 Gerade als die achte und finale Staffel der Erfolgsserie „Games of Thrones“ läuft, besuchen wir in dieser Woche die Hauptdrehorte Dubrovnik und Split. Was für ein „Zufall“ … *ggg*
Um daher „Up to Date“ zu sein, habe ich mir in den letzten Wochen die bereits veröffentlichten vorherigen sieben Staffeln immer abends über den Laptop angesehen.
Das Flugzeug meiner Kinder nach Cavtat kommt mit 30 Minuten Verspätung an. Nur eine halbe Stunde nach der Landung empfange ich meine Kinder samt Schwiegertochter und bringe sie mit dem Dingi auf die JO EH. Wir wollen keine Zeit verlieren und fahren gleich von Cavat nach Dubrovnik, um dort die „Perle der Adria“ zu besichtigen.
Plan ist, die neu errichtete Dependance der Marina Frapa, die am Nähersten zur Altstadt liegt, anzusteuern. Leider hat aber die neue Marina Frapa-Dependance dort noch immer keine Genehmigung zum Betrieb. Selbst die Vortäuschung eines Schadens an der Steuerung und Verhandlungen per Funk mit der Port Authority von Dubrovnik kann deren Herzen nicht erweichen, und so müssen wir in die ACI-Marina am Ende des Kanals ausweichen.
Somit kommen wir erst nach Sonnenuntergang in die Marina, um die ganze Strecke wieder mit einem Taxi retour zu fahren. Der Taxifahrer bestätigt unsere Vermutung, dass diese Behördenwillkür auch mit Freunderlwirtschaft und erwarteten Bestechungen zu tun haben könnte. Naja, warum sollte das nur bei uns so sein?! *fg*
Aber davon lassen wir uns natürlich nicht aus der Ruhe bringen, finden in der Altstadt von Dubrovnik ein sehr nettes Lokal in einer kleinen Seitengasse und besichtigen zur späten Abendstunde, ohne die ganzen Tages-Touristenmassen – das nächtliche Dubrovnik.
Ist vielleicht eh besser so … 🙂
Tag 34 Beim Frischwasser-Nachtanken haben wir leider das Gardena-Anschußstück in der ACI-Marina vergessen, die müssten also eigentlich bereits einen riesen Haufen solcher Anschlußstücke haben. Auch der Dieseltank wurde wieder einmal um 1.085,- Kuna vollgefüllt. Wir legen also bei einer Strömung von gut 2 Knoten von der Tankstelle ab. Wenn nicht gerade ein Motorboot hinter uns warten würde, hätte ich mit Gerald „Ferrygliding“ üben können, aber so lassen wir das dieses Mal vorerst bleiben.
Als wir unter der Brücke wieder aufs offene Meer fahren, stürtzt sich ein mutiger Bungeejumper zu uns herunter. Kopfüber am Gummiband hängend jodelt er uns begeistert zu. Beim nächsten Besuch probieren wir das auch mal … *gggg*
Bei Dauerregen und etwa 15-20 Knoten raumen Wind kommen wir gut voran. Isabella und Janina sind zwar bei den Raumkurs-Wellen etwas blaß um die Nase, halten aber brav durch.
An diesem Tag schaffen wir 35 Meilen ohne einen einzigen Sonnenstrahl und ankern am Ende der Tagesetappe in Polace auf Mljet. Die Restaurantbesitzer rufen uns zu, wir sollen bei ihnen anlegen, aber wir haben nach dem Regentag keine Lust zum Ausgehen und kochen selbst an Bord, denn es geht doch nichts über eine eigene Heizung (Fußbodenheizung sogar!), die es schön gemütlich und heimelig an Bord macht.
Tag 35 Heute zeigt sich das Wetter dann wieder von seiner besten Seite. So frühstücken wir in der malerischen Bucht Polace zum ersten Mal zu viert im Cockpit. So schön uns die Sonne wärmt, so wenig Wind ist leider heute angesagt. Somit beeilen wir uns in Richtung Korcula, denn heute nehme ich an dem „Wings for Life-Run“ teil, wo über 100.000 Läufer weltweit gleichzeitig starten, um Spenden für die Rückenmarksforschung zu sammeln.
Isabella bekommt eine Einschulung des Anker-auf-Manövers und Gerald bringt uns sicher aus der Bucht. Auch Isabella versucht sich heute als Seuerfrau. Da wir unter Maschine fahren, ist im Grunde nicht viel zu tun. Um die Zeit etwas kurzweiliger zu gestalten, fischen wir allerlei Müll aus dem Meer, der dort eigentlich nicht hingehört.
In Korcula angekommen, starte ich gleich zu meinem Lauf und schaffe gute 6 Kilometer bei dem Charity-Run.
Nach einer Dusche und einer guten Jause ist dann Sightseeing angesagt. Eine Bar wird besucht und anschließend dort gleich zu Abend gegessen. Korcula ist schon ein netter Fleck in der Inselwelt Kroatiens.
Tag 36 Da in Korcula auch eine Marina ist, bringt Gerald die beiden Mädels mit den Dinghi zum Duschen und geht auch gleich Proviant für die beiden nächsten Tage einkaufen. Starker Ost-Nord-Ost-Wind bringt uns auf Halbwindkurs rasch weiter, jedoch begleitet uns auch eine unangenehme Welle. So nutzen wir die Leeseite der kleinen Insel Scedro, um uns eine wärmende Suppe zu kochen, mit der wir gerade rechtzeitig fertig sind als wir aus dem Windschatten heraus, wieder in die bereits 1,5 Meter hohen Wellen hineinkommen. In der Durchfahrt zwischen den Inseln Marincovac und Sveti Klement finden wir eine idyllische Bucht mit mehreren Bojen. Das zugehörige Restaurant hat aber noch geschlossen, und es kommt auch Niemand kassieren. Dafür setzen wir mit dem Dinghi über und wandern auf die gegenüberliegende Inselseite, um eventuell noch einen Blick auf den Sonnenuntergang zu erhaschen.
Tag 37 Heute haben wir nur eine kurze Etappe vor uns. Bei häufigen Winddrehungen macht es wenig Spaß, immer den besten Kurs zu setzen. So reicht es mir nach der gefühlten 50igsten Wende, und ich mache nur noch einen langen Schlag, um in die Abdeckung von Brac zu kommen; der Rest der Strecke wird gemotort. In Bobovisca machen wir an einer Boje und Heckleine zum Land fest. Ein Westwind pfeift nun ordentlich durch die Bucht.
Wir fahren mit dem Dinghi an Land und suchen den Weg zu einem alten Wehrturm, den wir von der Bucht aus gesehen haben. Wir umkreisen ihn regelrecht und müssen uns die letzten 200 m durch das Buschwerk kämpfen. Für diesen Ausblick hat es sich aber gelohnt.
Wieder im Dorf zurück, findet gerade die Fütterungszeit der Dorfkatzen statt. Ein Mopedfahrer bringt allerlei Köstlichkeiten für die Katzen, und das Motorengeräusch des Mopeds kannten sie sicher schon, so schnell wie sie aus allen Ecken und allen Himmelsrichtungen angesaust gekommen sind.
Für unser Abendessen reservieren wir noch einen Tisch, da die windgeschützen Plätze im Inneren der Konaba sehr rar sind. Die Kellnerin ist der helle Wahnsinn, denn entweder wollte sie uns verar…en oder sie leidet unter fortgeschrittener Demenz. Sie entschuldigte sich öftes, dass heute sooooo viel los sei und sie unglaublichen Stress hat. Dabei waren nur 3 Tische mit insgesamt 8 Personen in dem Lokal.
So hat halt Jeder seinen persönlichen Stresslevel … 🙂
Tag 38 Von Bobovisca nach Split ist es nur ein Katzensprung, und so sind wir bereits um 1200 in der ACI-Marina Split wieder gut festgemacht. Morgen soll wieder ein starker Jugo am Programm stehen.
Nachmittags besuchen die Kinder mit der Mama von Janina die Spliter Altstadt, während ich die neue Hydraulikpumpe des noch immer nicht einwandfrei funktionierenden Autopiloten einbauen will.
Naja, Pech gehabt, die Gewinde für die Hydraulikleitungen sind ein wenig zu unterschiedlich; somit wage ich, den Motor der alten Pumpe komplett zu zerlegen und die Kohlebürsten wieder gängig zu machen. Die Montage klappt unerwartet einfach, und ich hoffe, dass der Autopilot bis zum Ende meiner Reise nun endlich durchhält.
Gegen 1800 holen mich die Kinder ab, und wir machen zu fünft die Stadt ein weiteres Mal unsicher. So wird u.a. auch der „Games of Thrones“-Verkaufsladen besucht und reichlich Fotos geschossen. Essen gehen wir in ein italienisches Restaurant. Ob das ein Vorbote des sich bereits bald zu Ende neigenden Urlaubs ähm Home-Office-Arbeiten ist?! *lach*
Tag 39 Abschied von den Kindern. Janinas Mama bringt die drei JO EH-Bootsbesucher wieder mit dem Auto zurück nach Österreich. Ich warte den Jugo, der bereits sehr heftig in der Nacht eingesetzt hat, in der ACI-Marina ab. Einige kleine Servicearbeiten stehen ohnehin an, denn selbst der Johnson-Außenborder bekommt zwei neue Zündkerzen als Tuning, und ich arbeite auch die dienstlichen EMails der letzten Woche ab. Zur privaten EMail-Post komme ich dann nicht mehr, denn mir läuft Hans, den Rotina und ich auf den Lofoten kennen lernen durften, in der ACI-Marina über den Weg. Bei einem Bier und anschließenden Kaffee begutachten wir gegenseitig unsere Boote und fachsimpeln über diese und jene Verbesserungen.
Schön, überall so liebe Segelfreunde aus der großen Segelfamilie zu treffen … 🙂
„Zu bezahlen wären für die Hafengebühr 384,- Kuna …“ Auf mein Argument, dass dieser Preis doch etwas happig ist, meint die gute Dame hinter der Hafenbüro-Budl, dass der Preis in der Hauptsaison noch teurer ist … *aaaaahhh* Dafür druckt sie mir den Wetterbericht aus und überreicht ihn mir freudenstrahlend. Ich denke mir dabei: „Oida – Schreikrampf oder Lachanfall?“ als ich den Ausdruck der Windfinder-Internetseite in die Hand gedrückt bekomme.
Ja, auch ich schaue – neben den guten, alten ausgedruckten Wetterprognosen, natürlich auch auf Internetseiten wie zB Windfinder , Windy, o.Ä. nach, um zu sehen, was eventuell in den nächsten Tagen zu erwarten ist.
Denn, meine lieben MitseglerInnen, das Wetter ist eines der wichtigsten Faktoren bei unserem Hobby. Versucht bitte, die Wetterkarten zu verstehen, den Weg eines Tiefs anhand der letzten 24 Stunden selbst zu bestimmen, lernt darüber und vertraut nicht automatisch erstellten Prognosen. Holt Euch Informationen von den örtlichen Seewetterdiensten, wie zB Aladin, denn die haben dort ganz spezielle Erfahrungen für das Revier in dem ihr segeln wollt.
Also schnell mal auf der Seite des Seewetterzentrums Split nachschauen und erfahren, dass zu dem angekündigten Westwind natürlich auch eine Front gehört, die sich um ein Tief über Irland dreht; also eh „nur“ Ausläufer sind, die mich voran treiben werden.
So ankere ich nach 7,5 Stunden Fahrt und 36 Meilen Tages-ETMAL auf der Ostseite der Halbinsel Prizba auf Korcula und bin somit offiziell in Süddalmatien angekommen.
Das Wetter verführt mich zu einem kleinen Landspaziergang. Dazu muß ich jedoch den Motor der OH JE (Beiboot der JO EH) nach der Winterpause auch wieder zum Leben erwecken. Nach 5 Minuten läuft das Ding zwar – vermutlich durch den alten Sprit vom Vorjahr – etwas unrund, bringt mich aber dennoch brav zum Ufer und sogar wieder zurück.
Abends verwöhne ich mich noch mit selbstgemachten Palatschinken, einer Flasche kühlen Chardonnay und eine der letzten Folgen von „Games of Thrones“, die mich bis jetzt fast jeden Abend begleiteten.
Tag 28 Gut ausgeschlafen, nach dem Frühstück, habe ich mir noch eine Stunde Erholung gegönnt und breche dann um 1000 meinen Weg gegen Süden auf.
Zuerst gibt es einen guten Segelwind, zwar zum Kreuzen, aber das gehört ab und dazu ohnehin dazu. Ein langer Schlag Richtung Lastovo und dann ein Streckbug entlang von Korcula.
Um 1700 ankere ich in der Bucht Zuljana auf Pelesac, die doch – auch bei einem Tiefgang von 1,60 m, dennoch sehr seicht ist. Auf Höhe der Hafenmole lasse ich den Anker fallen.
Tag 29 Um 0830 lässt mich plötzlich einsetzender Süd-West-Wind inkl. Dünung meinen Ankerplatz fluchtartig verlassen. Mit erhöhter Motordrehzahl um das Kap und die nächsten 3 Stunden mit voller Genua Richtung Osten.
Bereits um 1230 kann ich in den Stonski-Kanal einbiegen und fahre unter Maschine noch bis 1345 nach Ston, wo mich ein überaus netter Hafenmeister empfängt, und ich längseits an der noch nicht ganz fertigen Mole festmache.
Das Wetter ist gerade gnädig. Also maschiere ich in die Altstadt, in der ich in meiner jahrzehnte langen Seglerei bisher noch nie war und mich total darauf freue, da mir Ston von verschiedenen Leuten als sehr hübsche Destination empfohlen wurde.
Es reicht die Zeit und vor allem das Wetter, um einen Teil der längsten Mauer Europas und der zweitlängsten (nach der Chinesischen Mauer) Mauer der Welt zu bezwingen, und ich dachte schon, ich hätte mich vernavigiert … *ggg*
Tag 30 Vormittags düse ich mit meinem E-Scooter nach Mali Ston, wobei aber der nördliche Stadtteil von vielen, sehr touristischen Konobas durchsetzt und daher weniger fotogen ist.
Nach einem netten Plauscherl mit dem Hamburger Katamaranskipper hinter meinem Liegeplatz lege ich um 1300 von Ston ab.
Nach dem Stonski-Kanal setze ich bei leichtem Wind die Segel und segle zwischen den Inseln und dem Festland gemütlich gegen Süd-Osten.
Auf der letzten Insel vor Dubrovnik suche ich mir eine geschützte Bucht und mache an einer privaten Boje fest. Das Meer ist an dieser Stelle leider sehr trüb, und so kann ich nicht erkennen, wie die Boje am Meeresgrund befestigt ist.
Nach dem Abendessen gewittert es in einiger Entfernung; deshalb verlasse ich doch die Boje und ankere lieber mitten im Hafenbecken.
Tag 31 Am Vormittag besuche ich noch die kleine Insel Celo. Keine Besonderheiten, nur kleinere Ausgrabungsstätten verfallener Kapellen und ein paar Damen, die ihren selbstgemachten Honig anpreisen.
Auf den letzten Metern zum Dinghi fängt es an zu regnen. Ich stelle mich unter das Vordach des kleinen Supermarktes, um den Schauer abzuwarten. Neben mir drei Kroaten im gesetzteren Alter; sie trinken Bier vom Supermarkt. Der Regen wird immer stärker, und ich stelle mich anhand des Wolkenbildes auf ein wenig mehr Wartezeit ein. Also betrete ich den Supermakt, kaufe vier Bier und verteile sie an meine Mitwartenden. Bamm, nun bin ich der Hero der Insel. Wir quatschen ab sofort mit Händen und Füßen, wie schön doch Kroatien ist, aber ab 50 Jahre bekommst keine Arbeit mehr, zumindest nicht auf den Inseln, das hätte es unter Tito nicht gegeben. Nach einer Stunde nutze ich eine kleine Regenpause, um halbwegs trocken zur JO EH zu gelangen.
Gar nicht so einfach, denn es waren dann doch 3 Runden Bier und das auf nüchternen Magen.
Meine drei neuen Freunde winken immer noch als ich schon aus der Bucht tuckere und natürlich regnet es schon wieder.
Nach 12 Seemeilen unter Motor mache ich eine kleine Runde durch das Hafenbecken der Bucht Tiha bei Cavtat.
In einer halbfertigen Marina liegen nur Boote von Einheimischen wie üblich an kleinen Bojen mit Landfeste. Also kein Platz für Yachties.
Also ankere ich vor einem Hotelstrand und geniese gleich ein paar Taxiboote, die mit Vollgas durch den Hafen düsen. Das Hinweisschild mit max. 4 Knoten wird hier anscheinend von Jedem ignoriert.
Tag 32 Heute ist wieder Home-Office angesagt und auch ein Spaziergang durch das belebte Dorf geht sich aus. In Cavtat ist Hektik, agressives Werben der Einheimischen um jeden Touristen angesagt: Jeder will Dich mit seiner eigenen Nußschale zu der ultimativen Dubrovnik-Tour überreden. Lautstarke „Matura“-Yachten an der Zollmole zum Ausklarieren; die Polizeibeamten und die Zöllner sehen ang’fressen aus. Kein Wunder, denn sie verstehen kaum ihr eigenes Wort bei DER Geräuschkulisse.
Ich bekomme hingegen zur Belohnung einen kitschiger Sonnenuntergang.
Mal schauen, ob die JO EH auch zum Partyboot wird, denn ab morgen kommen meine Tochter Isabella, mein Sohn Gerald und Schwiegertochter Janina für eine Woche auf Besuch.
Heute ist auch gleichzeitig Halbzeit meiner kleinen Reise. Also Zeit für ein bißchen Statistik:
Von den bisher zurückgelegten 565 Semeilen bin ich 324 gesegelt, für die verbleibenden 241 Seemeilen hat mein Nanny-Diesel in 78 Stunden etwa 102 Liter Diesel verbrannt. An Hafengebühren sind 800,- Euro zu bezahlen gewesen, hingegen ist der Anteil an Proviant mit 200 Euro lächerlich gering, wobei fairerweise gesagt werden muss, dass das Essen während der YCA-Gebirgssegler-Regatta von den Regattabeiträgen getragen wurde.
Tag 19 Der YCA Gebirgssegler Cup 2019 ist vorbei und Rotina begleitet mich noch die nächsten vier Tage. Der Wind ist günstig, und wir planen eine Brac-Umrundung. Nach endlosen Verabschiedungen von den Regattateilnehmern, die nach und nach auschecken und eigenen Proviant-Einkäufen brechen wir erst gegen 1330 von der Marina Kastela auf. Bei wunderschönen 15 Knoten raumen Wind erreichen wir die Bucht Lucice bereits um 1640. Der Wirt, der auch das Bojenfeld bewirtschaftet, freut sich sichtlich, dass wir selbst kochen, denn dadurch kann er seinen Frühjahrsputz fortsetzen und braucht sich nicht für uns in die Küche stellen. 150,- Kuna für die Boje nimmt er trotzdem.
Da beim Reisfleisch etwas Hühnerfleisch übrig bleibt, schlägt Rotina vor, in der Bucht mal die Angel rauszulassen. Vielleicht beisst ja mal was Fischiges zur Abwechslung zur Bord-Wurst und zum Pantry-Käse an. Nach wenigen Minuten heißt es dann auch gleich „Petri heil“ – ein kleines Raub-Fischlein hängt am Haken. Allerdings kennen wir die Fischart nicht; so wird das Fischlein wieder vom Haken gelassen. Aber leider ist er bereits über den Jordan = Wasser gegangen, was aber wiederum sinnvoll für die über uns kreisende Möwe ist, die sich nun im mutigen Sturzflug den toten Fisch angelt und am Uferrand mit Genuß verspeist.
Tag 20 Wir warten bis knapp um die Mittagszeit mit dem Ablegen, da der Wind noch nicht recht will. Nach einer Stunde schläft er dann wieder einmal ganz ein und zwingt uns querab von Starigrad den Motor zu starten. Nach einer guten Stunde frischt der Wind jedoch wieder auf, und wir segeln nur mit Genua zum östlichen Ende von Brac.
Im Örtchen Sumartin machen wir an der Stadtmole um 220,- Kuna längseits fest, erkaufen uns mit einem Aperol-Spritzer und einem Pivo das WLAN Password vom Cafe vis á vis und durchstreifen den österlich geschmückten Ort inklusive alter, traditioneller Bootswerft und Kirche.
Tag 21 Nach dem Frühstück mit Armen Rittern legt Rotina bei auflandigen Wind wie ein Profi ab. Eindampfen in die Achterspring, als hätte sie das schon ihr ganzes Leben gemacht. Um das Kap Rasotica müssen wir noch motoren, aber danach schlägt der Wind auf Ost um, und wir segeln die ganze Nordküste von Brac wieder mit achterlichem Wind retour bis Splitska. In der westlichen Bucht steht zu viel Schwell und würde das geplante Ankern recht ungemütlich machen. An der Stadtmole selbst befindet sich direkt bei den Murings jedoch eine Bar und den Geräuschepegel eines Abend-/Nachtlokals brauchen wir nun auch wieder nicht. So entscheiden wir uns für eine nahegelegene, offenbar private Boje eines Einheimischen, die jedoch noch im Winterschlaf ist.
Tag 22 Der angekündigte Jugo lasst die ersten Fallböen in die kleine Bucht herein brechen. Wir verlassen daher Splitska bereits um 0740, um rechtzeitig in einem sicheren Hafen anlegen zu können. Der Wind frischt mittlerweile bis auf 20 Knoten auf und bringt uns flott nach Split, wo wir für die nächsten zwei Nächte vor den bis zu 40 Knoten angesagten Jugo-Südostwind, in der ACI Marina Split Schutz suchen bzw. abwettern. Rotina wird leider schon heute Abend kurz nach 2100 mit dem FlixBus die Heimreise von Split nach Wien antreten. Vorher maschieren wir aber mit anderen Terroristen- ähm Touristenhorden durch die wunderschöne Altstadt von Split (UNESCO-Weltkulturerbe) und entdecken dabei ganz versteckte Plätze, wo man sich ins Mittelalter zurückversetzt fühlt. Den Games of Thrones-Verkaufsladen, der sich irgendwo in der Nähe vom Palast befinden soll, haben wir trotzdem nicht gefunden …
Tag 23 und 24 verbringe ich – mittlerweile wieder alleine – in der ACI Marina Split. Es ist in diesem Monat bereits das zweite Mal ein Südostwind – Jugo/Scirocco – mit Windspitzen von 40 Knoten angekündigt. Zeit also für mich fürs HomeOffice und Blogschreiben. Auch einige andere Arbeiten, die ich mir an Bord vorgenommen habe, kann ich nun in Ruhe durchführen. So wird der Windgenerator ordentlich verkabelt und über seinen Regler am Bordnetz angeschlossen. Ebenso konnte ich im Zuge dessen nun auch den Wackelkontakt des Heizungsgebläses finden. In den frühen Abendstunden hat der Südostwind bereits deutlich nachgelassen und die Sonne kommt auch schon wieder kurz durch die esten Wolkenlücken durch. Mit dem E-Scooter mache ich noch eine kleine Tour durch das nächtliche Split, um auch hier einige Eindrücke mitnehmen zu können.
Tag 25 Endlich hat der Jugo soweit nachgelassen, sodass es eine schöne Überfahrt von Split nach Hvar werden wird. Mit drittem Reff in Genua und Groß geht es 60° am Wind durch eine etwa ein Meter hohe Welle vom Jugo der letzten Tage. Durch die Rumpfform ist die JO EH ja leider kein „Am-Wind-Boot“, deswegen sind bereits nach 30 Minuten die ersten vier Opfer zu beklagen. Meine Bananen, die ich sorgfältig im Salon an den Handläufen hängend gelagert habe, wurden durch die Gravitation zu selbstschälenden Früchten. 🙂 OK, heute mittags gibt es nun Bananen mit Joghurt.
Zwischendurch ein kurzes Resümée zur Energiebilanz: Bei strahlendem Sonnenschein (wie am heutigen Tag) und etwa 20 Knoten Wind liefern die Solarzellen (200Wp) 12 Ampere Strom, und der Windgenerator bringt noch einmal durchschnittlich 5 Ampere. Damit kann ich die Kühlbox und den Kühlschrank durchgehend laufen lassen, die Instrumente der Jo Eh versorgen und auch noch dazu den hydraulischen Autopiloten. Es bleibt dabei noch ein wenig Überschuß übrig, um die Batterien zu füllen und sich alle paar Stunden über den Inverter sogar noch einen (Lös)Kaffee mit dem Wasserkocher kochen zu können. Für den starken Espresso kommt die Rok Espressomaschine in Einsatz, die absolut ohne Strom funktioniert, aber das ist eine andere Geschichte.
Für die Nacht suche ich mir eine geschützte Bucht auf SV Klement. Ich lege mich an eine Boje, die üblicherweise in den Sommermonaten von den Ausflugsschiffen belegt werden, die die Urlauber von Hvar in diese nette Badebucht bringen.
Jetzt in der Vorsaison ist – gottseidank – tote Hose, was die Ausflugstouristen und Massen betrifft.
Tag 26 Die Insel Vis habe ich mir für den heutigen Tag vorgenommen. Dies ist für mich eine Premiere, denn als ich in den 1980iger Jahren die Adria mit meinem Vater mehrere Wochen und später immer wieder durchkreuzte, war Vis noch ein militärisches Sperrgebiet. Mittlerweile ist Vis nun aber seit vielen Jahren für den Tourismus zugänglich gemacht worden. Neben dem Hauptort Vis auf Vis gibt es eine schmale Ankerbucht mit einem aufgelassen Bunker, den ich mir gerne näher ansehen würde. Nur ist diese Bucht tatsächlich recht schmal und das Ankern daher eingeschränkt. Noch dazu dreht der Jugo genau in die Bucht und zerrt gewaltig am Ankergeschirr. Unter diesen Umständen kann ich JO EH nicht alleine lassen und verwerfe meine Bunkerbesichtigung auf ein anderes Mal. Das Ankerauf-Manöver zerrt ebenfalls gewaltig an meinen Nerven, noch dazu geht der Autopilot in diesem Moment in Streik und verweigert seine Dienste. Zum Glück bricht der Anker erst aus als ich ihn genau unter mir kurzstag habe, und ich bringe ihn noch bis zur Wasserlinie hinauf bevor ich an den Steuerstand zurücksprinte, um die Geschwindigkeit und Richtung wieder in meine Gewalt zu bringen. Erst weiter draußen versorge ich den Anker.
Der Wind nimmt immer mehr zu und drückt Fallböen mit bis zu 40 Knoten die Hügel von Vis herunter. Mit 5 m² Genua rausche ich mit achterlichem Wind und 7 Knoten Geschwindigkeit Richtung Westen bis zum Städtchen Komiza. Zu meinem Pech kommt um das Kap herum der Wind genau von vorne und so erkämpft sich mein kleiner Nannydiesel mit 2200U/m und lediglich 2 Knoten seine Fahrt gegen den Wind.
Im Hafen warten schon zwei Mitarbeiter der Port Authority, um mir bei meinem Anlegemanöver zu helfen. Ich entschließe mich mit dem Bug zur Mole festzumachen, mit allen Fendern an Steuerbord lasse ich mich auf ein großes Taucherboot treiben, übergebe mein Bugleine und übernehme die Muring. Ruck zuck und schon lieg die JO EH sicher im Hafen. Den beiden Helfern spendiere ich je ein Bier und plaudere noch ein wenig über das Los des Solosegelns.
Nach einem kurzen Ortsrundgang kommt gerade ein Kärntner mit seiner ungarischen Frau zu meinem Boot und erzählt mir, dass er mich unbedingt kennenlernen will. Er habe mein Anlegemanöver von seinem Ferienhaus auf dem Gegenhang mit einem Feldstecher beobachtet und erzählt mir weiters von seiner Jagdhütte auf 2200 Metern Seehöhe in Kärnten und wo er schon überall auf Vis wandern war. Da jedoch gerade der Fischkutter im Hafen eingelaufen ist und er unbedingt noch Fisch für seinen Griller braucht, verabreden wir uns zu einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen.
Also hab ich nun wiederum Zeit um herauszufinden, warum der Autopilot nicht mehr seine Dienste verrichten will. Mit dem Messgerät kann ich feststellen, dass der Autopilot die Pumpe korrekt mit Strom versorgt. Bei der Gegenprobe, wo ich die Pumpe direkt von der Bordbatterie versorge, zeigt sich ein ähnliches Bild. Vermutlich ist also die Pumpe defekt. Was mich stutzig macht, ist, dass die Pumpe aber trotzdem ab und zu funktioniert. Also suche ich noch weiter, ob der Fehler nicht in der Stromzuleitung sitzen kann, denn da befindet sich ganz verdächtig ein Enstörungsferrit. Genau dieses Gewicht hat anscheinend einen Kabelbruch durch die Motorvibrationen verursacht.
Ursache offenbar gefunden, Problem hoffentlich gelöst, denn nun scheint der Autopilot wieder zu funktionieren, was mich sehr erleichtern würde, denn morgen verlasse ich Mitteldalmatien, um eine lange Etappe von Vis nach Korcula zu segeln.