Seit letztem Jahr ist Preveza (Marina Aktio) mein neues Winterlager für die Jo Eh und es hat mir hier im Herbst so gut gefallen das ich 2023 das Ionische Meer kennen lernen will. So viele Ecken die erforscht werden wollen, ein Törn ohne Stress und ohne viele Meilen, aber Abendteuer rund um die Uhr.
Autor: Harald Neumayer
Neues Land in Sicht
Pandemiebedingt war die letzten Jahre sehr Italienisch geprägt und ich hinke meinem Masterplan nach. West Griechenland wird die neue Heimat der Jo Eh, im Herbst 2022 ist es dann soweit.
Italien PUR
OK, Chef überredet, um etwas Auszeit zu bekommen, Sachen packen und ein letzter Check des Equipments der Jo Eh, Lebensmittel bunkern für 11 Wochen und auf freundliche Winde warten.
Ganz so einfach war die Planung nun aber wiederum doch nicht. Diverse COVID-Reisebeschränkungen hängen noch wie ein Damoklesschwert über dem Törnplan 2021, aber irgendwie scheint die Rechnung doch aufzugehen. Rechtzeitig werden Ein- und Ausreisebedingungen gelockert. Und ja, Italien PUR bedeutet – bis auf einen kleinen geplanten Abstecher nach Malta – etwa 95% der Stecke an der italienischen Küste entlang zu fahren, Sizilien als Wendemarke steuerbord liegen zu lassen und sich bis Anfang August wieder in der Nordadria einzufinden.
In diesen 11 Wochen werden wir 10 italienische Regionen an der Ost- und Südküste besuchen, den Westen heben wir uns für, sagen wir einmal 2025 auf, dazwischen sind noch Griechenland und die Türkei am langfristigen Urlaubsplan.
Am Freitag, den 14.05.021 geht es los, zeitig am Morgen (0730) starten wir in Wien, holen noch den Mitsegler Michael Wottle ab und brechen wir zur ersten Etappe auf, der erste geplante Stopp ist in Kapfenberg beim Supercharger (Tesla Ladestation), um den Akku wieder rasch nachzuladen, der Kaffee in der eigens errichteten Lade Lounge ist noch nicht fertig ausgetrunken, da meldet das Auto, dass es schon wieder weitergehen kann, Akkuladung reicht bis Villach.
Am frühen Nachmittag erreichen wir die erste italienische Region Friaul-Julisch Venetien. Nur noch wenige Kilometer trennen uns vom Heimathafen der Jo Eh, der Marina Punta Gabbiani in der Aprilia Marittima. Im Kopf gehe ich noch die diversen letzten Vorbereitungsarbeiten durch und notiere alles im Bordbuch der Jo Eh. Auf die Idee eines Bordbuches bin ich vor 2 Jahren gekommen, da notiere ich mir alles Technische rund um die Jo Eh, quasi ein Nachschlagewerk. Darin befinden sich zB auch Skizzen mit Maßen, die man immer wieder einmal beim Bestellen diverser Ersatzteile braucht und das kann bei einem Boot aus dem Jahr 1976 doch eine ganze Menge sein.
Am Samstag holt Rotina noch unseren 3. Mann, Ernst, einen Verwaltungsrichter aus Klagenfurt, vom Bahnhof in Udine ab.
Damit wären wir für die erste Etappe vollzählig.
Lignano – Pescara, 6 Tage
Am Sonntag, den 16.05.2021 ist „es“ soweit: der Kran hebt die Jo Eh in ihr angestammtes Revier, ein kurzer Check aller Seeventile, ob eh alles wieder nach dem Winterlager an Land richtig dicht verschraubt wurde. Ab geht es durch die Dalbenstraße. Wir winken Rotina noch zum Abschied, sie kommt erst in 3 Wochen in Catania/Sizilien an Bord.
Der erste Tag des Törns bring uns mit sehr guten Segelwind an die Südspitze von Pellestrina in einen, sagen wir einmal, kleinen Hafen. Das gemauerte, aber leere Hafenbecken auf der Lagunenseite hat ein wenig den Flair eines Schiffsfriedhofs. Um 22:00 liegen wir nach 57.6 Seemeilen sicher in diesem Becken, wo wir – besser als an den Stegen im Dorf – vor den doch recht flott vorbeifahrenden Valporettos und deren Wellenschlag geschützt sind.
Am nächsten Tag starten wir schon vor 09:00 zum Schauspiel am Po-Delta, wo das sedimentreiche Wasser des Pos sich nicht mit dem Dunkelblau der Adria mischen will. Wechselnde Winde und in der Ferne durchziehende Gewitter halten uns auf Trapp. Wir müssen daher ständig aufpassen, wohin die dunkeln Wolken ziehen. Am späten Nachmittag ist es dann so weit: während einer kurzen Windstille heißt das richtige Kommando zum richtigen Zeitpunkt: Runter mit der ganzen Wäsche, denn gerade als die Genua noch etwa 5 Winschkurbel-Umdrehungen draußen ist, fliegt uns auch schon das Wasser um die Ohren. 45° Krängungslage nur durch das Rigg und Böen so um die 50 Knoten zerren an unserem Dingi in den Davids! Nach etwa 2 Minuten ist der Spuck auch schon wieder vorbei. Eine erste Bestandsaufnahme ergab, dass lediglich zwei kleine Schäkel an der Dingiverzurrung brachen. Danach beruhigt sich das Wetter und belohnt uns mit einem wunderschönen Sonnenuntergang während unserer Nachtfahrt, wo wir am nächsten Morgen nach 117 Seemeilen in der Marina Ancona anlegen. Ein Nordsturm zwingt uns zu einem Ruhetag und so können wir Ancona einen Besuch abstatten und die Gastfreundschafft von Erwin genießen. OK, Erwin habe ich ganz vergessen: Beim Anlegen in Ancona hilft neben dem Marinero noch ein stattlicher Mann bei der Leinenarbeit. Ich kommuniziere auf Englisch und drei Worten Italienisch, es kommt jedoch ein breites Grinsen zurück. Erwin antwortete nämlich: „Du kannst ruhig Deitsch mit mir reden“. Erwin lebt auf seiner Bavaria in Ancona, die Liebe hat ihn vor einigen Jahren hierher verschlagen und hörte schon an unserem Funkgespräch mit der Marina unseren Wiener Dialekt aus den Englischvokabeln heraus.








Nach der Zwangspause in Ancona geht es bei westlichen Winden weiter Richtung Süden. Die im Landesinneren liegenden Berge sind teilweise noch schneebedeckt und kühlen bei dieser Wetterlage die Luft recht deutlich ab, denn wir haben trotz Sonnenschein oft Lufttemperaturen unter 15°C. Bei 5 bis 15 Knoten Halbwind holen wir rasch unseren Blister heraus, denn so fühlt sich die JoEh bei ruhiger See und leichten Wind am Wohlsten – so segeln wir mit durchschnittlich 5 Knoten dahin. Gegen Mitternacht, nach 85 Seemeilen Tagesetappe, legen wir in Pescara an. Die Marina Pescara macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck, aber im Laufe des Tages sehen wir an allen Ecken wie desolat diese Marina ist: verstopfte Toiletten, Fliesen fallen in den Duschen von den Wänden, Rost an allen Ecken. Diese Marina benötigt dringend eine Grundsanierung und ich hoffe, die 108,- Euro Liegegebühr für 2 Nächte werden in die Marina investiert. In Pescara verlässt uns Michael, denn er will nachhause, da seine Tochter nach 1,5 Jahren Covid-Arrest in den USA besucht sie das erste Mal während der Pandemie wieder ihre Heimatstadt Wien. Sie möchte mit den Eltern ihren Geburtstag feiern und so steht Michael schon im Sonnenaufgang am Kai und lässt sich von einem Taxi zum Bahnhof bringen.










Ein kurzes Zahlenspiel nach diesem Abschnitt: 259 Seemeilen, davon 204 unter Segel und 55 unter Motor. Ausgaben: 514,- Euro Essen und Getränke, 162,- Euro für Hafengebühren und 80,- Euro Diesel (Auftanken vor Abfahrt)
Pescara – Catania, 13 Tage
Im nächsten Abschnitt wollen wir mit nur zwei Mann an Bord bis Sizilien kommen. Ich denke, das wird anstrengend und ohne mehrfachen Nachtfahrten wird sich das zeitmäßig und rechtzeitig nicht ausgehen, denn in Catania wartet die nächste Crew. Beruhigend, Ernst als erfahrenen und sehr achtsamen Segler an meiner Seite zu haben. Von Pescara nach Vasto, ein kurzer Schlag von 38 Meilen, aber weiter nach Süden zahlt es sich zunächst nicht aus und direkt zu den Tremiti-Inseln erscheint uns zu weit, das verschieben wir auf Morgen. Bei vorwiegend nördlichen Winden gelingt die Überfahrt zu den Tremiti-Inseln recht unspektakulär. Die Suche nach einen geeigneten Ankerplatz ist schwierig, aufgrund starker Strömung zwischen den Inseln entschließen wir uns zu einer Boje zu fahren; prompt ist dies eine private Boje und wir werden quasi verjagt. Aber wir bekommen trotzdem vom Besitzer der privaten Boje eine Telefonnummer mit der man die offiziellen Mietbojen problemlos reservieren kann. Da wir eine der ersten Gäste der Saison sind, wird nicht einmal eine Gebühr für die Mietboje eingehoben. Im Sommer muss man oft Wochen vorher eine der nur sechs begehrten Mietbojen reservieren.




Kaltes, unruhiges Wasser und starker Südwind lassen diese wunderschönen Inseln in einem weniger netten Licht erscheinen, gegen Abend soll der Wind nachlassen, und so brechen wir kurz vor Sonnenuntergang auf. OK, der Wind ist zwar komplett weg, nur die Welle aus Süden lässt unsere kleine JoEh richtig super durch die Adria stampfen. Bei jeder dritten Welle taucht sie auch gleich ihren Bugkorb mit unter Wasser und jegliche Fahrt ist aus dem Schiff raus. Gegen Mitternacht auf der Höhe Vieste wird es besser, weniger Welle und besserer Wind aus Nordwesten bringt uns nun flott Richtung Süden. Im Morgengrauen erfahren wir eine etwas seltsame Entdeckung: wir segeln gemütlich dahin und sehen plötzlich im Wasser etwas, das wie ein riesiger, abgebissener Kopf eines sehr großen Fisches aussieht, etwa einen Meter im Durchmesser. Wir rätseln, was das sein könnte? Vielleicht eine Seeschildkröte? Nach etwa zwei Stunden – der Wind hat wieder nachgelassen – kommen wir wieder an so einem abgebissenen Fischkopf, der rein statistisch ausscheidet, vorbei. Jetzt wollten wir es genau wissen, machen kehrt und fahren langsam unter Maschine zurück. Schildköten schwimmen selten vertikal durchs Wasser, aber dieses Ding schwimmt, mit langsamen Bewegungen von uns weg. Wir machen Fotos, haben aber keinen Schimmer, was das sein könnte.
Wir drehen wieder um und weiter geht es in Richtung Bari, entscheiden uns aber gleich nach Monopoli weiter zu fahren, was im Nachhinein gesehen eine sehr gute Entscheidung war. Monopoli, eines meiner Highlights dieser Reise, denn ich habe mich in dieses kleine und malerische Hafenstädtchen auf den ersten Blick verliebt. Die JoEh darf kostenfrei an der Innenseite der Mole anlegen, denn die nette, junge Italienerin in der Guardia Costiera füllt – ohne ein einziges Wort Englisch zu verstehen – die Formulare aus. Eine unvergessliche Situationskomik wird uns im Stadthafen von Monopoli geboten, denn kaum angelegt und die Formalitäten erledigt, kommen zwei Italienerinnen, die zur Abwechslung mal Englisch sprechen und fragen uns, wann wir denn wieder abfahren wollen, denn morgen wird hier ein Film gedreht 🙂












Ernst schickt in der Zwischenzeit die Fotos der „Fischköpfe“ an seine Schwester, die eine begnadete Taucherin ist. Prompt kommt von ihr die Rückmeldung, dass sie so einen „Mondfisch“ auch gerne einmal live sehen will. Aha, was es nicht alles gibt 🙂
Weiter geht es bei anhaltenden Nordwestwinden nach Brindisi, eine sehr nette Marina hinter einer historischen Befestigungsanlage, wobei aber die Einfahrt nach Brindisi recht lange ist, fast wie in Lignano die Dalbenstraße, nur hier entlang eines endlosen Wellenbrechers und hintereinander gereihten, nicht endend wollenden Kreuzfahrtschiffen. Der Marinero in der Marina Brindisi spricht perfekt Deutsch, denn es ist – wie er uns erzählt – ein ehemaliger Gastarbeiter, der nun seine Pension in seiner Heimat verbringt und sich in der Marina ein Zusatzeinkommen sichert. Da wir noch immer sehr zeitig in der Saison unterwegs sind und die Covid-Reisebeschränkungen erst vor 14 Tagen gelockert wurden, ist hier alles sehr gemütlich. Es gibt keine Hektik und irgendwie sind alle freundlich und glücklich, dass wieder eine Art Normalität in den Alltag kommt. Die Liegegebühr von 30,- Euro erscheint daher fast lächerlich.






Der Nordwestwind bleibt uns erhalten und so bringt uns ein weiterer langer Segeltag unter Blister gegen 0100 nach Santa Maria di Leuca, ein sehr schöner Urlaubsort außerhalb der Saison. Wir schlafen uns mal aus, gehen das erste Mal im Meer baden und genießen am späten Nachmittag ein sehr nettes Streetfood- Lokal mit eigener Bühne, wo wir uns sicher sind, dass in der Hauptreisesaison sicherlich die Hölle los ist.





Wir brechen wieder einmal Abends auf, denn unser Biorhythmus kommt damit anscheinend sehr gut zurecht. Und so segeln wir durch die Nacht über den Golf von Taranto. Im Morgengrauen sichten wir schon Punta Alice und gegen 1000 laufen wir in den Hafen Ciro Marina ein. Ciro Marina ist eigentlich keine Marina, wird offenbar nur so bezeichnet. Zwei Burschen winken uns in Richtung des Portalkrans und zeigen uns zwei nigelnagelneue Muringleinen. Die ganze Stadt scheint renovierungsbedürftig zu sein, aber je desolater die Gegend, umso freundlicher die Einheimischen. Am Nachmittag haben wir erstmalig eine Begegnung mit der sagenumwobenen Mafia, zumindest interpretieren wir das so. Wir werden Zeugen eines Begräbniszuges durch den Hafen mit vielen schwarzen Limousinen, Fischerboote geben Schallsignale ab, ein Sarg wird an Land zu jedem dieser Fischerbooten getragen. Dieses Spektakel dauert gute 30 Minuten, dann ziehen alle Beteiligten wieder ab, und es kehrt wieder Ruhe im Hafen ein. Nur ein kleiner Mafioso bleibt auf der Kaimauer sitzen und passt anscheinend auf unsere JoEh auf. Erst in der Früh als wir aufstehen, packt er seine Sachen zusammen und verschwindet ebenfalls.














Das Büro des Hafens hat anscheinend das ganze Wochenende geschlossen, ich bin mindestens dreimal dort gewesen, um die Hafengebühren zu erfragen; Sogar das benachbarte Museum habe ich besucht, um mich zu informieren, aber immer erfolglos. Es ist niemand vor Ort. Um 1000 brechen wir auf, ohne wieder einmal etwas zahlen zu müssen. Wenn man Kroatien kennt, dann ist das irgendwie total seltsam, denn offensichtlich ist das Geschäftskonzept an Booten etwas zu verdienen, in diesem Teil der Adria noch nicht angekommen. In diesem Fall freuen wir uns aber darüber.
Heute weht der Wind einmal zur Abwechslung aus Nordost, was uns ganz recht ist, denn 10 Knoten Wind schieben uns in einem Tagesschlag direkt nach Le Castella. Der Hafen hat etwas Mystisches: ein Vorhafen mit Bootsleichen, dahinter ein voller Fischerhafen und rechts weg eine Einfahrt zwischen ober- und unterirdischen Felsen in ein Naturbecken. Mit gefühlten 0.1 Knoten tasten wir uns sehr langsam durch diese Einfahrt, denn auf der Seekarte besteht der Hafen nur aus Unterwassersteinen. Ohne irgendetwas berührt zu haben gelangen wir nach einer gefühlten Ewigkeit unbeschadet ins Hafenbecken und liegen längsseits gut vertäut. Verwaltet wird der Anleger von einem Segelverein und die ehrenamtlich arbeitenden Senioren helfen uns mit Informationen, wo es nur geht. Die Sanitäranlagen, geschätzte 100 Jahre alt, werden nach jedem WC-Gang von den Vereinsmitgliedern wieder auf Hochglanz aufpoliert. Es ist zwar alles in die Jahre gekommen, wird aber mit Fürsorge gepflegt; so sehen die Blumentröge im Hafenbereich ebenfalls sehr gepflegt aus. Selbst die kleinen Fische helfen mit und versuchen, den ersten Algenbesatz am Unterwasserschiff der JoEh auf Vordermann zu bringen.







Der zugehörige Ort Le Castella ist touristisch geprägt und ein sehr schönes Castell kann dort besichtigt werden. Beim Abendessen werden wir abermals Zeugen einer kleinen kirchlichen Veranstaltung: der Pfarrer kommt mit einer Heiligenstatue auf seinem kleinen Fiat-Pickup und tauscht diese gegen eine andere Statue aus, etwa zehn Leute jubeln und klatschen bei diesem Vorgang. Danach gibt es noch ein kleines Feuerwerk. Bräuche sind manchmal recht seltsam.






Im Süden Italiens wird die Dichte der Marinas immer geringer. So wie in Kroatien einfach drauf los fahren und dann erst schauen, wo man Anlegen oder Ankern kann, geht nicht mehr so einfach. Es werden dadurch die Mindeststecken länger und wenn man doch weiterfährt, weil es zB gerade so gut läuft, kommt man tief in die Nacht hinein. Als nächsten Zielhafen haben wir uns daher Catanzaro ausgesucht. Ein sehr gut geschützter Hafen modernster Bauweise (halbrundes Becken im Vorhafen), aber leider nicht einmal ein Hauch von Infrastruktur, selbst die Einheimischen klettern seitlich des versperrten Stegtors auf den Steinen vorbei, Schlüssel dürften hier Mangelware sein. So kommt es, wie es kommen soll: auch hier will Niemand von uns Hafengebühren einheben. Schade eigentlich, damit hätte man zumindest ein paar Schlüssel kaufen können anstatt seitlich vorbeizuklettern.
Weiter geht es nach Roccella Ionica, ein guter, großer Sportboothafen mit guter Infrastruktur, aber etwas zu weit vom zugehörigen Dorf entfernt. Ein Besuch der Ruine lohnt sich, aber fürs Abendessen ins Dorf zu gehen, ist recht sportlich.
Am nächsten Tag geht es weg vom italienischen Festland schon in Richtung Sizilien. So kommen wir gut voran und die ETA sagt uns die Ankunft gegen 0330 im Zielhafen Riposto an. Wir entscheiden, uns die Nachtansteuerung zu ersparen und Ankern lieber unterhalb von Taormina. Schlafen uns dort bis 0900 aus und fahren dann erst in den Hafen von Riposto, der sich selbst „Porto d’ell Etna“ nennt.
Der letzte Tag mit Ernst an Bord ist mittlerweile angebrochen und so fahren wir noch zu zweit die letzten 14 Seemeilen gemeinsam nach Catania, wo schon Rotina auf uns wartet. Das wahre Abenteuer von Ernst beginnt erst jetzt, denn er nimmt die Strecke von Catania zurück nach Klagenfurt mit dem Zug. Bei der Überfahrt von der Insel Sizilien aufs italienische Festland werden ja die ganzen Wagons auf die Fähre verschifft und festlandseitig wieder zu einem Zug zusammengehängt. Schienenübergänge von einer Insel bzw. vom Festland auf eine im Wellengang bewegte Fähre, das klingt und ist echt spannend und sicher einzigartig! an dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön an Ernst, für die Wachführung, die kurzweiligen Geschichten und die perfekte Logbuchführung.

Noch ein paar Zahlen zum Ende dieser knappen zwei Wochen: weitere 548 Seemeilen haben wir zu zweit geschafft, darunter 282 Seemeilen unter Segel. Unsere Ausgaben beliefen sich auf 301,- Euro Hafengebühren, 287,- Euro für Essen und Getränke und für 173,- Euro haben wir Diesel verbraucht.
Catania – Palermo, 14 Tage
Coming soon
Plan 2021: Lignano – Malta – Sizilien – Lignano
Nach einem eher unplanbaren Jahr 2020 wird wieder geplant; auch wenn es noch Unsicherheiten gibt, aber davon lassen wir uns nicht aufhalten. Ich werde voraussichtlich wieder einen längeren Törn machen und präsentiere hier meine Törnplanung, um unseren lieben Freunden die Möglichkeit anzubieten, dass sie wieder ein paar Tage oder Wochen mit mir gemeinsam auf der JOEH verbringen können.
Start- und Zielhafen wird Lignano sein.
Von dort aus geht es entlang der östlichen, italienischen Küste bis runter nach Malta und rund um Sizilien, um dann wieder rauf in den Norden zu segeln.
Alle Etappenziele sind so gewählt, dass Flughäfen in der Nähe sind.
Schreibt mir daher am besten per Email oder WhatsApp, an welcher Strecke ihr Interesse habt.
15.05. bis 28.05.2021 Der erste Abschnitt führt uns in 2 Wochen von Lignano nach Bari, etwa 420 Meilen werden wir dabei zurück legen.
Damit wir rasch voran kommen, wird die eine oder andere Nachtfahrt miteingeplant. Das Highlight dieses Abschnittes wird ein Besuch der Tremiti Inseln sein.
Mitsegler an Bord: Michael, Ernst
28.05. bis 05.06.2021 Der zweite Abschnitt ist kurz und knackig, in nur einer Woche segeln wir knapp 380 Meilen von Bari nach Catania auf Sizilien.
Als Highlight kann am Ende der Woche der Ätna besucht werden, ein Naturschauspiel, das es wert ist, besucht zu werden.
Mitsegler an Bord: Ernst
05.06. bis 11.06.2021 Ein gemütliche Segelwoche besteht uns bevor, nach der Überfahrt von 120 Meilen von Catania nach Malta steht uns viel Zeit zum Besichtigen des kleinen Inselstaates zur Verfügung.
Mitsegler an Bord: Rotina
11.06. bis 19.06.2021 Die nächste Woche bringt uns wieder nach Sizilien. Nach der Überfahrt von Malta nach Sizilien werden wir uns den westlichen Inseln auf Sizilien widmen, bevor wir die Hauptstadt Palermo besuchen. Am Plan stehen knapp 250 Seemeilen.
Mitsegler an Bord: Rotina, Manfred, Ursula
19.06. bis 03.07.2021 Von Palermo über die Liparischen Inseln bis nach Catania führen uns diese beiden Wochen mit 250 Seemeilen. Cefalu ist mein persönlicher Lieblingshafen auf Sizilien, der muss unbedingt besucht werden.
Mitsegler an Bord: Gerald, Janina, Isabella und Robert.
03.07. bis 17.07.2021 Langsam geht es zurück Richtung Norden, aber der wenig befahrene Golf von Corigliano wird Stück für Stück erkundet, und wir lassen uns für die 450 Seemeilen 2 Wochen Zeit bis Bari.
Mitsegler an Bord: Barbara, Rotina
17.07. bis 31.07.2021 In gerader Linie so schnell als möglich Richtung Norden, wenn wir in der 1. Woche flott sind, dann kann am Ende viel gebrodelt werden. Venedig, Triest oder Grado runden den Törn ab, aber vor den Sommerferien der Italiener sollten wir in Lignano sein. Die 400 Meilen werden leider wie im Flug vergehen.
Mitsegler an Bord: Meikl, Ernst
Blitzschlag – wir wurden getroffen!

Jeder Segler kennt Blitzeinschläge, egal, ob an Land oder am Wasser.
Eine Naturgewalt, vor welchem wir alle nicht davor gefeit sind.
In unseren Ausbildungskursen lehren wir, was wir Segler*innen alles tun bzw. nicht tun sollten, wenn ein Unwetter/Gewitter naht.
Bei einem Gewitter ist es zB nicht ratsam, sich auf dem offenen Wasser aufzuhalten. Gerade bei einem Segelboot, wo der Mast das höchste Objekt darstellt, ist ein Schutz gegen Blitze enorm wichtig, denn der Blitz sucht sich in der Regel eben das höchste Objekt aus.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Segelboot jedoch tatsächlich von einem Blitz getroffen wird, ist zwar statistisch gesehen gering und daher auch kein Grund um sich davor zu fürchten.
Jedoch sollte man sich als Bootseigner, aber auch als Charterer darüber dennoch Gedanken machen, denn selbst wenn der Blitz nicht direkt, sondern in der Nähe einschlägt, können die elektrischen und elektronischen Bauteile einer Yacht durch Überspannung, irreparabel, aber auch das Boot selbst beschädigt werden.
Vor Jahren waren wir zB am Neusiedler See Zeugen eines direkten Blitzeinschlages, ca. 10 Meter am vis-á-vis Steg entfernt, wo der Blitz schlussendlich dem betroffenen GFK-Boot nicht nur den Wind-Verklicker zerstörte, sondern sogar drei, ungefähr fingerdicke Löcher im Rumpf bescherte und das kleine Segelboot durch das eindringende Wasser drohte unterzugehen.
Auch waren wir einmal selbst mitten in einem Unwetter mit Starkregen, Gewitter und sogar Hagel draußen ca. 10 SM vor der Dalbenstraße von Lignano und ein zweites Mal vor Anker in der Lagune von Marano.
Also mit großem Respekt und ein bisschen Bangen war mir bisher schon immer auf Booten, wenn so eine Gewitterfront über uns drüberzog.
Aber zurück nun zu unserem Blitzeinschlag am 22.09.2020, gegen 2110 Uhr.
Wir waren auf dem Rückweg von Chioggia Richtung Aprilia Marittima, wo wir gegen 1600 Uhr in Jesolo die Marina del Cavallino als Nachtquartier ansteuerten.
Alles an den Dalben und am Steg festgemacht, die elektronischen Geräte ausgeschaltet bzw. nur die notwendigen Geräte, wie zB Kühlschrank, Druckwasserpumpe, Kabinenlicht aufgedreht, die Marina noch zu Fuß erkundet, in der Marina geduscht und an Bord das Abendessen gekocht.
Tagsüber umschifften wir schon eine Regen-/Gewitterfront, die südlich beim Po-Delta sich ankündigte, welche später dann über Chioggia weiterzog und die bis zum Abend dann sich über die gesamte Küste zwischen Venedig bis hinüber nach Porec erstreckte.
Wir sind also schon länger unter Deck und hoffen, wie schon oft zuvor, dass ein solche Unwetterfront möglichst schnell auch wieder durchzieht, denn es krachte über uns im Minutentakt, der Abendhimmel war abwechselnd hell erleuchtet und darauf folgend immer wieder dieser ohrenbetäubende Donnerlärm.
Plötzlich, ein extrem lauter Knall, als hätte es eine Lampe am Steg zerfetzt.
Wir schauen sofort raus ins Cockpit, es dürfte dort aber soweit in Ordnung sein; auch die Lampe am Steg leuchtet noch.
Zurück unter Deck bemerken wir einen komischen Geruch – es riecht nach verschmortem Plastik.
Wir gehen sofort unter Deck auf Suche der Ursache und finden sehr rasch eine völlig verschmolzene LED-Lampe in der Heckkabine auf der Steuerbordseite.
Außerdem funktioniert der USB-Anschluss auf der Backbordseite nicht mehr.
Am Rumpf der JO EH dürfte soweit alles in Ordnung sein, da die Bilge trocken ist.
Auch das sonstige Licht an Bord und sogar der eingeschaltete Laptop funktionieren einwandfrei. Selbst der Motor lässt sich ohne Probleme starten, und auch die Batterien sind normal in Betrieb.
Zu diesem Zeitpunkt sind wir also davon überzeugt, dass der Blitz in der Nähe eingeschlagen haben muss und nur durch den EMP die Lampe und der USB-Anschluss kaputt wurden.
Der Vorfall hat uns also einen Mordsschrecken eingejagt, aber wir bleiben ruhig und warten das Unwetter ab, welches sich nach kurzer Zeit auch wieder komplett beruhigt hat. Da wir zu diesem Zeitpunk nach wie vor keine weiteren sichtbaren Schäden bemerken, gehen wir noch immer aufgeregt, aber müde, schlafen.
Am nächsten Tag das bittere Erwachen beim Ablegen: Als wir die elektronischen Navigationsinstrumente einschalten, gehen diese zwar an, aber mehr als drei Querstriche sind auf den Displays nicht zu erkennen.
Keine Logge, keine Tagesmeilen, keine Tiefenanzeige, keine Geschwindigkeit, keine Windanzeige, kein Kurs, einfach nichts mehr wird angezeigt, was in einem Tidenrevier wie Norditalien überhaupt nicht optimal ist.
Der Raymarine-Plotter mit der Navionics-Karte funktioniert hingegen.
Harald versinkt während der Überfahrt von Jesolo zurück in den Heimathafen Punta Gabbiani in Aprilia Marittima sofort in den Tiefen der JO EH und beginnt, alles mögliche an und unter Deck abzubauen, um alle Geber, Switche und Verbindungen des Raymarine-Systems „Seatalk ng“ durchzukontrollieren.
Je länger und je mehr er mit dem Messgerät prüft, umso ernster und besorgter wird er, denn es wird immer wahrscheinlicher, dass uns tatsächlich der Blitz in der Marina getroffen hat.
Denn auch die Liste mit den beschädigten Teilen wird länger und länger:
- Plotter – Gerät funktioniert, jedoch gibt es keine Verbindung zum iTC-5 und den Wind-Logge-Lot-Gebern
- drei i70 Daten-Anzeigegeräte haben keine Verbindung zum iTC-5
- Autopilot Fluxgatekompass-Daten vorhanden, aber auch hier keine Verbindung zum Plotter
- AIS tot
- Antennensplitter tot
- Autopilot Fehlfunktion
- UKW Antenne am Masttop fehlt komplett
- Das Glas des Ankerlichts ist verschwunden
- LED-Lampe in Heckkabine steuerbord verschmolzen
- USB-Anschluss in Heckkabine backbord ohne Funktion
Zum Abschluss die Frage der Fragen:
Hätte man den Einschlag verhindern können? Oder zumindest den Schaden in Grenzen halten?
Ich denke, es gibt zwei grundsätzliche Lösungsansätze, denn die JOEH verfügt über eine Erdungsplatte am Rumpf. Dies ist eine etwa 30 x 30 cm große Metallplatte unter Wasser, die mit dem Mastfuß verbunden ist.
Sollte also ein Blitz in den Mast einschlagen, kann dieser über diese Platte ins Wasser abgeleitet werden, und die Wahrscheinlichkeit, dass der Rumpf beschädigt wird, ist geringer. Nachteil ist jedoch, dass es den Blitz nun eher anzieht als ein isolierter Mast.
Aufgrund dieser Eigenschaft wäre es sinnvoll, am offenen Meer, wo man jegliche Beschädigung des Rumpfes vermeiden will, diese Erdung zu verwenden. Im Trockendock oder wenn vor allem grössere Yachten um einen herum stehen, wird vermutlich die isolierte Variante die Blitzschläge eher vermeiden. Quasi eine Glaubensfrage 🙂
Sinnvolle Schadensverhütung ist natürlich alles soweit zu entfernen, dass der Blitz den diversen Geräten nichts anhaben kann. Bekannt ist, dass man Handys ins Backrohr legen sollen, um den Effekt eines faradayschen Käfigs zu nutzen. In unserem Fall ist der Blitz anscheinend in die Funkantenne eingeschlagen und hat zuerst Antennensplitter und AIS vernichtet; von dort aus das Netzwerk von Raymarine. Durchaus sinnvoll wäre es, die Verbindungen vom Mast bei Gewitter zu unterbrechen, die 12 V Leitungen und das Funkkabel. Diese sollten aber mindestens 30 – 50 cm getrennt werden, um dem Blitz keine Chance zu geben, überspringen zu können.
Einmal geht’s noch!
Der Herbstbeginn steht vor der Tür – die COV19 Zahlen beginnen wieder zu steigen!
Vielleicht 2020 das letzte Mal, nochmals auf der JO EH zu segeln; also die Chance nutzen und im Anschluss das Boot bereits winterfest zu machen.
Life is what happens while you make plans.
Der Plan ist also, in 10 Tagen bis nach Ancona und retour nach Lignano zu kommen.
Das Wetter sagt … Nein, ihr habt bis maximal Chioggia noch schönes Segelwetter und ab dann wird es von Tag zu Tag mit Regen/Gewitter und ab Donnerstag Starkwind immer ungemütlicher.
Also Planänderung.
So starten wir am Samstag,19.09.2020, gleich in der Früh von Aprilia Marittima, um möglichst noch bei Tageslicht die Marina Sant‘ Elena in Venedig zu erreichen.
Der Kran lässt uns um 0930 Uhr ins Wasser und nach 42 Seemeilen kommen wir rechtzeitig bei Sonnenuntergang um 1915 Uhr in Venedig an. Die venezianischen Gelsen freuen sich auf österreichisches Frischfleisch.
Den ganzen Sonntag nutzen wir, um die Insel Burano mit den vielen bunten Fischerhäusern, die heute noch bewohnt werden, zu erkunden.
Rotina kauft online 2 Tagestickets über die AVM Venezia App, was rasch, sehr einfach und problemlos funktioniert.
So geht es mit dem Valporetto No 1 von der Station Sant’Elena rüber zur Station Lido Santa Maria Elisabetta, um von dort nach ein paar Minuten Warten mit der No 14 direkt nach Burano zu gelangen. Die Fahrt dauert trotz nur zwei Stationen dennoch gute 54 Minuten.
So bleiben wir über die Mittagszeit auf Burano und umrunden die gesamte Insel, möglichst abseits von den anderen Tagesgästen.
Zurück fahren wir dann mit der No 12 zur Station F. te Nove (vis á vis der Friedhofsinsel), wo wir zu Fuß auf den Weg zum Markusplatz uns durch die engen Gassen Venedigs schlagen und gestärkt um einen Euro 7,- teuren Espresso doppio pro Person weiter zu Fuß zurück zur Marina Sant’Elena zu gelangen.
Abendessen gibt es an Bord, da es in der Marina Sant’Elena kein Restaurant gibt. Die zwei Nächte kosten übrigens Euro 130,-, was wir für Venedig nicht allzu teuer finden (da waren wir schon auf weitaus teureren Liegeplätzen, zB ACI in Split um Euro 120,- pro Nacht oder gar schlappe Euro 220,- in Giardini Naxos auf Sizilien).
Am nächsten Morgen entscheiden wir uns – dank Flut – für einen neuen Weg von Venedig nach Chioggia; nämlich über den inneren Kanal in der Lagune von Venedig, wo wir durch den Canale Piccolo entlang dem Lido bis Malamocco und weiter dann entlang der Insel Pellestrina bis Chioggia die insgesamt 14,62 Seemeilen unter Motor dahintuckern.
Nach bisher zweimaligem Anlegen in der Marina Darsena Mosella, die jedoch sehr weit von der Altstadt von Chioggia entfernt liegt, entscheiden wir uns dieses Mal für die Marina Darsena del Saline, wo wir mit Bug voran am Tagesgästesteg anlegen.
Nach einem Rundgang in der Altstadt von Chioggia und einem Abendessen am Abend verkehrsberuhigten Corso del Popolo kehren wir zurück zur JO EH, wo wir noch einen Absacker mit Blick auf die Altstadt genießen.
Am nächsten Morgen (Dienstag) ist das Wetter bereits so wie es vorhergesagt wurde. Eine Gewitterfront baut sich über dem Po-Delta auf, und man hört auf dem Weg Richtung Heimathafen Aprilia Marittima die ersten Donner.
Dennoch entschließen wir uns, auf dem offenen Meer zu segeln, was eine gute Entscheidung war, denn uns holte vorerst weder die Gewitterfront ein noch bekamen wir allzuviel Regen beim Segeln ab. Im Gegenteil, zeitweise blinzelte sogar die Sonne ein bisschen durch die Wolken durch.
Wir entschließen uns, die Nacht in Jesolo in der Marina del Cavallino zu verbringen.
Was uns dort passierte, dies berichten wir in einem eigenen Blog-Beitrag blitzschlag—wir-wurden-getroffen!
Ohne elektronischen Navigationsgeräte verlassen wir gegen 1015 Uhr unter Motor die Marina in Jesolo und fahren nur unter Motor entlang der Küste auf der 10 m Tiefenlinie (der Plotter mit der Navionics funktioniert ja noch) bis zur Dalbenstraße von Lignano, wo wir dann gegen 1745 Uhr nach 7,5 Stunden in der Punta Gabbiani ankommen und auf unseren Stellplatz 551 gekrant werden.
Uns ist lieber, den Segeltörn frühzeitig abzubrechen und den direkten Weg in den Heimathafen anzutreten, um dort für den Rest der verbleibenden Woche alles durchzuschauen und ausbauen zu können, was Opfer des Blitzeinschlages geworden ist.
So herrscht von Donnerstag bis Samstag das blanke Elektronikchaos an Bord, alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird aus-/um- oder eingebaut.
Zeitweise ist die Stimmung, vor allem am Freitag, am Boden, denn alles, was man anfasst, zerbröselt, zerstückelt oder zerbricht in sich zusammen.
Rotina lässt auch noch eine schwierig zu bekommende zöllige Mutter unabsichtlich hinter den Kühlschrank fallen und schüttet sich in einem unglücklichen Moment den Kaffee von Kopf bis zu den Zehen.
Es ist zum Verzweifeln.
So hätten wir uns den Abschluss der Segelsaison bzw. den letzten Segeltörn 2020 auf der JO EH auch nicht vorgestellt.
Life is what happens while you make plans … JO EH
Gechilltes Home Office
Man nehme:
1 Boot
2 Segler
2 Laptops
1 WLAN
und heraus kommt ein gechilltes Home Office-Segeln an Bord der JO EH
So segeln und arbeiten Harald und Meikl abwechselnd auf der Strecke Aprilia Marittima – Grado (Kontrolle Bootsversicherung) – Triest (Marina San Giusto)- Izola (Ankerbucht) – Aprilia Marittima.
SISI
Juli 2020 – mit der VO65 Sisi durch den Wind
Geht’s oder geht’s nicht …
Schon wieder Bangen wegen COV19 und somit Warten bis wir das Okay zum Schnuppersegeln auf der SISI vom Veranstalter bekommen.
Auf der letzten österreichweit abgehaltenen Messe vor dem COV19-LockDown, der BOOT Tulln, Anfang März 2020 waren wir von der YCA Crew Wien-NÖ-Burgenland – das waren Nina K., Franz D., Gabi S., Harald N. und Rotina, am Messestand von Candidate Sailing, um dort die OSI-Lehrgangskollegin Gabi Rust von der YCA Crew Kärnten wieder zu treffen.
DIE ideale Gelegenheit, um sich auch gleich wegen eines Schnuppertages auf der VO65 Sisi zu informieren und nach einer gemeinsamer Terminnindung auch gleich einzubuchen.
So war zumindest Anfang März 2020 der Plan für Ende Juli 2020, aber … eh schon wissen, COVID-19 und so.
Also zurück an den Start und Bangen und Warten!
Am 23.07.2020 war „es“ dann soweit, nachdem wir schlussendlich doch das COV19-Okay fürs Schnuppersegeln erhalten haben: Nina, Franz, Harald und Rotina fahren gemeinsam nach Norditalien, in die Aprilia Marittima, um stilgerecht mit der JO EH zur SISI nach Portopiccolo anzureisen bzw. zur SISI auf eigenem Kiel zu segeln.
Gabi, die leider zu wenig Urlaubstage mehr zur Verfügung hat, kann nur am Abend vorher alleine anreisen und muss auch gleich nach dem Schnuppersegeln wieder zurück.
Aber nun der Reihe nach …
Nina, Franz, Harald und Rotina machen die JO EH klar und segeln von Lignano zuerst nach Izola und von dort dann nach Portopiccolo, um sich mal zu „akklimatisieren“ bevor es auf die schnittige 65iger Rennzicke geht.
Gabi, die erst am Abend vor dem Schnuppertag in Portopiccolo eintrifft (und auf der JO EH nächtigt), hatte schon vor Betreten des Volvo Ocean Racers das Grinsen im Gesicht und meinte nur dazu: „Dies stand immer schon auf meiner Liste für „things I want to do before I die!“
WIE GEIL IST DAS DENN!!!???
Der sehr mondäne Trainingsort Portopiccolo im äußersten NE-Zipferl, oberhalb von Triest, erfreute sowohl die Stammcrew der SISI als auch die 13 Azubis mit herrlichem Segelwetter.
Vor dem eigentlichen Start erfolgte eine Einweisung an Bord mit Skipper Julian und Co-Skipperin Anna über die Eigenheiten und das Leben an Bord der SISI.
Für die Statistiker unter Euch Freizeitsegler*innen:
Die sportliche SISI ist schlappe 22,14 Meter lang (65 Fuß), der Mast hat eine Höhe von imponierenden 28,4 Metern.
Die SISI segelt gerne triple-headed, d.h. mit 3 Vorsegeln für eine optimale Ausnützung der Windkraft.
Das bevorzugte Konstruktionsmaterial ist Carbon.
Ein müdes Lächeln entkommt Harald beim Gewicht, der nur meint: „Die SISI ist mit 12 Tonnen genauso schwer wie meine JO EH – nur doppelt so groß und mindestens 5 x so schnell!“
3 Wasserballasttanks sorgen zusätzlich beim VO65 für einen optimalen Gewichtstrimm. Die Rumpfgeschwindigkeit wird durch die Verlängerung der Wasserlinie durch einen Reverse-Bow erhöht, und so schafft die SISI bis zu 601,63 SM in 24 Stunden bei Idealbedingungen.
Skipper Julian schwärmt außerdem: „Eine Besonderheit stellt auch der um 45 Grad schwenkbare Kiel dar. Er ist 4,78 Meter lang, was in so manchem Hafenbecken zum Verhängnis werden könnte.“
Durch 6 legendäre Grinder wurde schließlich am späten Samstag Vormittag die Winch angetrieben und der Code Zero sowie das Großsegel geheißt.
JEDE(R) an Bord hat wesentliche Aufgaben zu erfüllen.
Co-Skipperin Anna dazu: „Am Schiff werden für JEDE Wende zumindest 10 Personen benötigt, und man muss für jedes Manöver ungefähr 30 Minuten Zeit berechnen.“
Eine Logistik, die uns Freizeitkapitänen nicht wirklich bekannt ist.
Gesegelt wurde mit beachtlicher Krängung und rasender Geschwindigkeit bei Leichtwindverhältnissen und strahlendem Sonnenschein zwischen Portopiccolo und Triest.
Jedes Crewmitglied durfte am Steuerrad die Geschwindigkeit dieses beeindruckenden Segelbootes (oder ist das bei der Größe schon ein Segelschiff?) spüren oder einfach die Sonne und den (Fahrt)Wind genießen.
Neugierige Motorboote wurden kurzerhand abgehängt bzw. hatten Mühe, uns nachzukommen.
Alle Fragen der 13 wissbegierigen Schnuppertrainées wurden geduldig und kompetent vom Skipper Julian und Co-Skipperin Anna beantwortet.
Beim abschließenden gemeinsamen Aperol Spritz gab es jedenfalls nur strahlende Gesichter und ein noch tagelang anhaltendes Grinsen in den Gesichtern.
Wir vom YCA wünschen der Sisi und ihrer Crew gaaaaaaaaaaaaaanz viel Erfolg bei der Teilnahme am nächsten Ocean Race und immer eine Handbreit Wasser unterm langen, schwenkbaren Kiel.
Und danach ging es mit der JO EH am nächsten Tag, noch immer grinsend, zurück nach Lignano.
Adhoc Segeln – JO EH Corona ade
Beim Donnerstagssegeln an der Alten Donau ist Anfang Juli 2020 unser YCA-Mitglied Irene Sp. frustriert, da ihr Portugaltörn Anfang August 2020 aufgrund der COVID19-Reisebeschänkungen vermutlich ins Wasser fallen wird.
Der Flug wurde ihr kurzerhand von der Air France storniert.
Die JO EH steht jedoch segelbereit in Norditalien, fehlt nur noch ein Chauffeur, da Rotina nicht mitkommt und somit das Auto benötigt.
Harald Sch., der zu meiner Linken sitzt und dem ebenfalls aufgrund COV19 ein Praxistraining ausgefallen ist, wird kurzerhand in die JO EH-Segelpläne miteinbezogen, ob er ab Dienstag nicht Lust hätte, eine Woche in Italien mitzusegeln.
Alle Drei checken kurz ihre Kalender.
Okay, passt bei allen Dreien – und vier Tage später sitzen Irene, Harald Sch. und Harald N. im Auto von Harald Sch. und düsen schon nach Lignano, wo die JO EH bereits auf ein neues Segelabenteuer wartet.
So steht folgende Route am Plan:
Aprilia Marittima – Venedig
Venedig – Chioggia (Test Mose)
Chioggia – Caorle
Caorle – Grado
Grado – Aprilia Marittima
Segeln wie vor 30 Jahren, keine bis sehr wenige Boote unterwegs in den Stadthäfen, immer ein Plätzchen frei und sehr gastfreundliche Leute treffen wir auf diesen kurzen Törn durch die nördliche Adria.
2020, ein Jahr wie noch keines.
2020, da war doch was …
Der Ort Corona am Wechsel?
Das Bier Corona aus Mexico?
Das Virus Corona aus Wutan!
2020, alles anders als geplant.
Im Job
Im Alltag
Im Urlaub
Home Office statt analogem Büro
Balkonien statt Auslandsreisen
16.03.2020 – Nichts geht mehr.
Ausgangsbeschränkungen, weltweit und vor allem in Österreich
Grenzschließungen, weltweit und vor allem in Europa
Reisewarnungen, weltweit und auch in österreichischen Clusters.
Sogar die Seenomaden Doris + Wolfi sind „gefangen“ im exotischen Exil Französisch-Polynesien.
Statt den geplanten 11 Wochen auf der JO EH, die mit 21.05.2020 begonnen hätten, heißt es vorerst Bangen und Warten bis Anfang Juni als die Grenze zu Italien wieder geöffnet wird.
Ab 03.06.2020 dürfen Touristen wieder nach Italien, Kroatien war davor schon seit Mitte Mai bereisbar, jedoch mit einer 14tägigen Quarantäne bei der Rückfahrt nach Österreich. Diese Sicherheitsbestimmung endete mit dem 16.06.2020.
Also nutzen wir das lange Fronleichnam-Wochenende und betreten am 12.06.2020 beinahe zaghaft (Norditalien zählte ja zu den Regionen mit den meisten COV19 Infiszierten in Europa) wieder die Marina Aprilia Marittima, um nach dem Rechten zu sehen.
Soweit ist alles (bis auf ein Ankerwinch Relais) auf der JO EH und in der Marina in Ordnung – gottseidank!
Sehr einsam und verlassen; nur wenige Bootseigner nützen wie wir die Chance zum Reisen. Sehr ruhig und beinahe idyllisch liegt die Marina Punta Gabbiani.
Endlich mal kein Gedränge am Pool, am Strand, in den Lokalen.
Auch freie Waschmaschinen sind tagsüber vorhanden – eine Seltenheit.
Überall Desinfektionsspender, Hinweise auf 1 m Sicherheitsabstand und Masken-Pflicht, Plexiglaswände an der Rezeption.
Wir fahren zum Einkaufen und zum Abendessen nach Lignano, denn das Marine-Restaurant in der Punta Gabbiani hat noch nicht wieder geöffnet.
Lignano – beinahe eine Geisterstadt, so wenig Leute wie nie zuvor um diese Jahreszeit. Freie Parkplätze wie Sand am Meer.
90 % der Geschäfte haben geöffnet, einige Hotels sind aber noch geschlossen. Restaurants buhlen um die wenigen Gäste, die vorbeikommen. Wir speisen im Croce del Sud, wo man normalerweise ohne Reservierung keinen freien Tisch spontan bekommt; im Gegenteil, wer nicht reserviert, steht entweder in der Schlange oder muss woanders Essen gehen. Aber heute Abend ist dies kein Problem, wir können „unseren“ Tisch sogar aussuchen.
Am nächsten Morgen kranen wir und planen vorerst die nächsten Segeltage nur in der Nähe zu verbringen, denn falls etwas sein sollte, wir schnell wieder abreisen können.
Ortswechsel – Grado.
Wir merken beim Einlaufen, dass der Strand tagsüber ziemlich voll ist.
Anlegemanöver im gut besuchten, laut und pulsierenden Stadthafen, wo erstaunlicherweise schon wieder buntes Treiben wie üblich vorherrscht.
„Ob COV19 hier Station gemacht hat?“ fragen wir uns, aber zumindest hat jeder Zweite eine Maske bei sich.
Am nächsten Tag ankern wir in Porto Buso, denn das Fischrestaurant Ai Ciodi hat noch nicht seine Pforten geöffnet. So wird selbst an Bord gekocht, zwar kein Fisch, aber trotzdem und mindestens genauso gut.
Auch am letzten Tag (es ist Montag, heute um Mitternacht auf Dienstag, ist die 14tägige Quarantäne wirkungslos) sind wir noch eher vorsichtig und erledigen einige Arbeiten an Bord, zB Handlauf in der Heckkabine montieren.
Auch fleißig „gesägt“ wird an Bord!
(Jeder von Euch Segler*innen kennt „ihn“/“sie“ doch sicher, den Schnarcher/die Schnarcherin … *ggg*)
Am späten Nachmittag lichten wir den Anker und kranen wieder in der Punta Gabbiani, um nach dem Abendessen Richtung Grenze Italien/Österreich zu fahren, die wir 5 Minuten vor Mitternacht erreichen und vom österreichischen Bundesheer zwar gestoppt und nach unseren Reiseplänen gefragt werden, aber ohne Probleme durchgewunken werden.
JO EH – Corona ade!