Woche 9, und wir starten mit einem neuen Gast auf unserer JO EH in meine letzte Reisewoche.
Dazu eine kleine Vorgeschichte: Einige Monate vor dieser Reise entdeckten wir unseren Schiffsnamen als Hashtag in den sozialen Medien.
Neugierig suchten wir nach dem Grund und fanden recht schnell den Kabarettisten Thomas Franz-Riegler mit seinem Programm #joeh.
Natürlich konnten wir es nicht lassen und posteten natürlich das Heck der JO EH in seinem Facebook-Account.
Thomas meldet sich bei uns und so lernten wir ihn vorerst virtuell, dann persönlich bei seinem #joeh-Soloprogramm.
Da wir uns auf Anhieb verstanden und von seinen künstlerischen Einlagen so begeistert waren, luden wir Thomas für eine Woche auf unser Boot ein.
Roswitha, die ebenfalls noch die letzte Woche bei mir an Bord bleibt, übernimmt ab sofort die Schiffsführung, um Skippermeilen zu sammeln, die sie für die Beantragung des internationalen Befähigungsnachweises für den Fahrtenbereich 3 benötigt.
Tag 54
Nach unzähligen Verabschiedungen der AASW-Regattateilnehmer fahren wir von Punat aus Richtung Norden; allerdings noch unschlüssig, wie weit wir kommen und in welchen Hafen wir einlaufen wollen.
Da uns der Wind zwischendurch immer wieder verlässt, ist es zwar für unseren Gast, dem noch keine Seebeine gewachsen sind, gut, aber für Roswitha und mich eher langweilig.
Daher biegen wir kurzerhand ab und legen an der Mole des Klosters in Glavatok an.
Das Wasser ist klar und bietet sich für eine Runde zum Schwimmen an, Thomas und ich planschen im Wasser. Roswitha ist es aber noch etwas zu kühl und sie bleibt lieber im Trockenen.
Nach einem kleinen, gemeinsamen Spaziergang an Land bekommt Thomas eine kleine Schulung im Umgang mit der Angelrute. Trotz intensivster Bemühungen können wir trotzdem unseren Speiseplan nicht aufbessern und kochen uns stattdessen ebenfalls gute Leckereien, die wir in Punat nachgebunkert haben.
sdr dav sdr dig dig
Tag 55
Bei leichten Winden umschiffen wir den nördlichen Zipfel von Cres und steuern die Ortschaft Valun an, die sicherlich noch Einigen von uns aus der österreichisch-deutschen Fernsehserie „Der Sonne entgegen“ aus der Mitte der 1980iger Jahren bekannt ist.
Hier ist die Zeit doch tatsächlich fast stehen geblieben, noch immer schwer von Land aus erreichbar, nur eine Handvoll Touristen mehr als vor 40 Jahren als ich das erste Mal hier war und wie es aus dem Fernsehen bekannt ist.
Wir nutzen die Einrichtungen des Campingplatzes zum Baden und Duschen. Essen gibt es heute in einem der ursprünglichen Gostionicas und nicht wie heutzutage üblichen Konobas.
Nachdem wir wieder auf dem Boot sind, holt Thomas sein Gitarre heraus und spielt einige seiner Lieder aus seinem Musikkabarett.
Unsere einzigen Nachbarn, eine österreichische Megajacht, macht sich durch sehr laute Ballermannmusik bei der Dorfbevölkerung und sogar einigen deutschen Touristen unbeliebt.
Wir können mit der Akkustikgitarre natürlich nicht mithalten und geben ebenfalls auf.
Ein Vertreter unser nördlichen Nachbarn beschwert sich über die laute Musik, und der Skipper der Megajacht verwechselt – nun fast wie in einer billigen Komödie – den Deutschen mit uns.
Als er unseren unverkennbaren Wiener Slang-Einschlag mitbekommt, entschuldigt er sich mit einer Einladung auf ein GinTonic auf seine Megajacht.
Neugierig und unerschrocken sagen wir natürlich spontan zu, klären ihn aber erst über die Verwechslung auf als wir unsere GTs bereits gesichert in unseren Händen halten.
Nach dem Besuch auf der Luxusmegajacht-Toilette mit vollelektronischem Spülprogramm fragt mich der Profikapitän, ob ich mich damit zurechtgefunden hätte. Ich verblüffe ihn mit meiner saloppen Antwort: „Yes, I have the same“.
Ich denke, er steht heute noch mit offenen Mund im Salon.
Nach etwa 4-5 Runden GT und einigen von Thomas nun auf der Megajacht dargebrachten Liedern verkrümmeln wir uns wieder auf unsere JO EH zurück und nun kehrt endlich Stille in den kleinen Hafen von Valun ein.
sdr dig mde dav sdr
Tag 56
Unsere Megajachtnachbarn sind schon im Morgengrauen Richtung Umag losgefahren. Wir frühstücken hingegen ganz gemütlich in dem kleinen Kaffee an der Mole, um nicht unsere eigene Toilette im Hafen nutzen zu müssen.
Bei wenig Wind brechen wir in Richtung Festland auf.
Nach kurzer Zeit frischt der Wind jedoch immer mehr auf, und wir kreuzen bei Westwind und Nieselregen in die Bucht bei Medulin.
Schnell finden wir eine Boje und setzen mit dem Dingy an Land über.
Die Marina wird in Medulin gerade neu ausgebaut, die Preise sind jedoch nicht gerade günstig.
In der Hochsaison außerdem noch sehr ungünstig zwischen Campingplatz und Stadtkern gelegen, ist Medulin eher etwas für hyperaktive Jugendliche als für erholungssuchende Mitfünfziger. Der Ort Medulin ist touristisch geprägt; der alte Stadtkern ist jedoch noch recht gut erhalten und bietet einige spannende Ecken.
dav dav dav dav sdr
Tag 57
Das Wetter veschlechtert sich zunehmend und bringt Regen aus Süden und bevor der Wind auffrischt, schaffen wir noch es noch rechtzeitig um das Kap Kaminjak herum. Ab hier segeln wir nur unter Genua nach Rovinj.
Wir liegen wieder an eine Boje vor der gerade erst neu eröffneten ACI-Marina Rovinj.
Wir sind überrascht, wie gut sich die Marina ins Landschaftsbild einfügt, denn wärend des Neubaus hatten Viele die schlimmsten Befürchtungen.
Unsere Boje war dieses Mal kostenlos, zumindest ist niemand zu uns gekommen und wollte einkassieren.
In der ACI-Marine selbst bekamen wir sofort den Zugangscode für WC und Dusche.
Ich vermute, ein Fehler des Personals, da wir mit maritimer Seglerkleidung, weil es schon wieder nieselte, danach fragten.
„WOW!“, war unser einziger Laut, den wir beim Betreten der Marina-Toiletten heraus brachten, denn diese waren fast noch ein wenig cooler als die neuen WC-Anlagen der Marina Kastella.
sdr dig dav dig
Tag 58
Der letzte Tag in Kroatien führt uns nach Umag.
Wir klarieren bereits am Abend aus, um am nächsten Morgen nicht die Strecke von der Marina zum Hafenkapitän laufen zu müssen.
Der Wind aus Südost frisch gegen Abend so stark auf, dass einige Restaurants an der Südwestseite von Umag „Land unter“ melden.
Die Wellen brechen um die Ecken der Mole, und wir sind sehr froh, dass wir uns in die Marina gelegt haben und nicht auf die Molen-Innenseite.
Tag 59
Wir verlassen Kroatien in Richtung Heimathafen Lignano-Aprilia Marittima.
Der Südwind ist zwar schwächer geworden, aber es steht eine unangenehme Welle aus Süden in die immer flacher werdende Nordadria hinein.
Thomas ist mittlerweile leicht blaß um die Nase, schafft aber – durch einen permanenten Rundumblick – das Frühstück bei sich zu behalten.
Am Nachmittag erreichen wir den Heimathafen und legen uns eine Dalbenbox.
Wir freuen uns schon sehr auf Rotina, die uns mit dem Auto abholt bzw. das letzte Wochenende mit uns gemeinsam an Bord der JO EH verbringt.
sdr sdr sdr sdr mde
Tag 60
Zu viert machen wir uns nun raus aufs Meer bzw. auf einen kleinen Abstecher nach Porto Buso, um wieder einmal wirklich vorzüglichen frischen Fisch zu essen.
In der Trattoria Ai Ciodi – eines unserer Lieblingslokale in der Lagune von Marano – ist es zwar an schönen Tagen ziemlich überfüllt, aber trotzdem immer einen Besuch wert, da man auf Porto Buso einen kleinen Spaziergang über die Insel machen kann.
Das Wetter bessert sich und der leichte Regen durch den Yugo der letzten Tage verzieht sich nun komplett.
Norditalien zeigt sich zum Abschluss wieder von seiner schönsten Seite.
Wir erleben gemeinsam einen tollen Sonnenuntergang unter dem romantischen Honeymoon-Gelsennetz.
sdr dig dig
Tag 61
Ja, heute ist tatsächlich Schluß – der letzte Tag von insgesamt 9 Wochen!
Nach dem Frühstück tuckern wir unter Motor vom Ankerplatz auf Porto Buso wieder zurück in die Marina Aprilia Marittima.
Bereits vor dem Mittagessen hebt der Portalkran unsere JO EH aus dem Wasser.
Der nach 9 Wochen im Salzwasser bereits entstandene, leichte Bart aus Algen und kleinen Muscheln am Rumpf der JO EH fällt dem Hochdruckreiniger schnell zum Opfer.
Ein Vorteil, den es zu würdigen gilt, denn dadurch ist das ständige Nachbessern und Erneuern des Antifoulings durch den Landliegeplatz kein Thema.
Doch ein wenig traurig über das Ende der ersten längeren Reise wird JO EH entsprechend ausgeräumt, verderbliche Lebensmittel ins Auto gepackt, Bettzeug gleich in der Marina gewaschen und die Wassertanks komplett entleert.
Eine Runde im Swimmingpool schwimmen, im Wirlpool relaxen und ein letztes gemeinsames, vorzügliches Abendessen im Marinaareal machen den Abschied doch etwas leichter und den Wiedereinstieg in den Alltag einfacher.
sdr dav dav
Tag 62
Rückreise und Sprüche
Zeit für ein Resümée!?
Nein! Denn eigentlich ist nach der Reise auch schon wieder vor der Reise! Ich beschäftige mich daher lieber mit dem nächsten Törn als dem eben gesegelten Törn nachzutrauern.
Bleibt nur mehr übrig, das Erlebte in den JO EH-Blog zu schreiben, damit man an den langen Winterabende, an denen man Trübsal blasen würde, die Erlebnisse und Erinnerungen während dieser 9 Wochen Reise nochmals Revue passieren lassen kann.
Und – natürlich für meine braven MitleserInnen dieses JO EH-Blogs.
Es sind zwar nicht viele, aber meine liebsten Freunde sind darunter!
- Reisen ist eine Droge – man wird aber nicht süchtig auf das Reisen, sondern auf den Zustand, in den sie einen versetzt und die Gefühle, die man dabei erlebt.