Hitzefrei, ein Mai in Kroatien

In den nächsten 9 Tagen gilt es für mich, von Split nach Punat auf der Insel Krk Einhand zu segeln.
Daher habe ich den Titel dieses Blogeintrages an einen Buchtitel angelehnt, mit dessen Empfehlung ich diesen Törnabschnitt beginnen möchte.

Ich lese sehr gerne; deshalb fahre ich in der Zeit, in der ich nicht gerade segle, sondern ab und zu auch richtig arbeite, gerne mit der U-Bahn bzw. den Wiener Öffis.

So genisse ich den Luxus und habe täglich 2 x etwa 30 Minuten Zeit, in der Welt der Bücher Fantasiewelten zu besuchen, Kommissaren bei der Aufklärung von Morden über die Schulter zu lesen oder in Reiseberichten die Erlebnisse Anderer mitzuerleben.
Neben den altmodischen papiergebunden Büchern bietet sich natürlich auch ein EBook für die UBahnfahrten sehr gut an.
Handlich und in jede Jackentasche passend transportiere ich die Inhalte von rund 300 Büchern mit mir herum.

Ich war mir aber bis vor kurzem nicht bewusst, dass ich dieses Buch jemals auf mein EBook geladen habe (ich vermute, es war Rotina), entdecke ich im Inhaltsverzeichnis ein Buch mit dem Titel:

Hitzefrei, ein Sommer in Spitzbergen.

Zuerst denke ich, dass es eventuell ein Bericht eines Kreuzfahrers ist (Rotina ist ja hin und wieder auch auf den Ozeanriesen unterwegs, und wollte immer schon mal nach Spitzbergen), aber schnell erkenne ich darin dann doch eine wahre Segelgeschichte.

Ich lese also ahnungslos drauf los und bin von Beginn an fasziniert über die brillianten und spannenden Ausführungen des Autors.
So freue mich jeden Tag ein kleines bißchen mehr auf meine UBahnfahrt, um die Schilderungen des Autors weiter verfolgen zu können.

Eines Abends erzähle ich Rotina von diesem sehr guten Buch und frage sie, ob sie mir dieses etwa auf mein EBook geladen hat.

Sie kann sich auch nicht genau erinnern, schaut am PC aber nach, wer der Autor des Buches ist und kommt mit den Worten „Das glaubst mir jetzt aber nicht, von wem das Buch geschrieben wurde ….“ ins Zimmer zurück.

Der Autor ist Fritz Pölzl, ein Segler und Hochseeausbildner, den wir vor einem Jahr im Solent während der Offshore-Sailing-Instructor-Ausbildung kennen- und schätzen lernen durften.

Hitzefrei: Ein Sommer auf Spitzbergen

2012, ISBN: 9781480013407

Leseprobe


Tag 40
Proviant habe ich schon gestern gebunkert.
Es bleibt also nur mehr übrig, den Liegeplatz in der Marina zu bezahlen und so verlasse ich bereits um 0940 den Hafen.
Zuerst unter Motor, und dann entlang der Küste bei 12 Knoten Gegenwind ein paar Schläge.
Die Strömung, die uns während der GSC-Regatta so zu schaffen machte, verläuft nun in meine Richtung und ermöglicht somit ein gutes Weiterkommen.
Am Ende des Tages bleiben jedoch von den gesamten 40 Seemeilen Tages-Etmal trotzdem nur 9 gesegelte Seemeilen übrig.

Auf der Insel Zirje gehe ich in der Bucht Vela Stupica zu der dem Ufer am nächsten liegende Boje, da ich keine Lust habe, für das Dinghi den Außenborder in Betrieb zu nehmen. Die Ruder müssen dieses Mal reichen.

Im Hafenhandbuch wird eine verfallene, byzantinische Festung auf dem 42m hohen „Berg“ neben der Bucht erwähnt.
Mit ausreichend Proviant ausgestattet – also eine Dose Bier als isotonisches Getränk – beginne ich den Aufstieg, werde aber gleich vom OPA des Gasthauses angesprochen, dass er es sehr schön findet, wenn noch kleine Boote mit kleiner Crew vorbeikommen, so wie vor etwa 40 Jahren.

Nach einem kurzen Plausch über die guten, alten Zeiten setze ich meinen Weg fort und schaffe gerade noch vor dem Sonnenuntergang einige kitschige Fotos zu schießen.

Tag 41
Heute ist ein wahrhaft traumvoller Segeltag.
Nachdem ich unter Maschine aus der Bucht gefahren bin, konnte ich den Blister setzen und habe mich durch die kleinen Inselchen im Süden der Kornaten geschlängelt.
30 Seemeilen in 6 Stunden mit dem Blister ist oft nur möglich, wenn das Ziel der Weg ist (oder war es doch „der Weg ist das Ziel“?) und der Wind einem dorthin bringt, wohin er will.
Im Norden von Zut, in der Bucht von Pinizelic, war noch Nichts los.
Nur ein Arbeiter, der einige Sommerhäuschen aus dem Winterschlaf geholt hat und der einen kleinen Hund bei sich hatte, der mich gleich an der Mole freudig begrüsst und sich danach seine Streicheleinheit von mir als Wildfremden geholt hat.

Tag 42
Für die nächsten drei Tage ist – zur Abwechslung zum Jugo – dieses Mal wieder Bora angesagt. Diesmal sogar mit 60 Knoten in meinem Segelumfeld, wo ich mich gerade befinde.
Daher suche ich Schutz im Stadthafen von Molat und hoffe, dass die zu erwarteten Boraböen nicht allzu heftig über mich hinwegziehen mögen.
Nach reifer Überlegung, wie ich alleine diesen Starkwind abwettern kann, entscheide ich mich zu einem etwas untypischen Anlegemanöver: zuerst längseits so tief als möglich im Hafen, denn verhole ich mich mit insgesamt 3 Muringleinen am Heck, so dass ich mit dem Bug Richtung Kai liege und eine zusätzliche, lange Vorleine in Windrichtung, um den Zug auf die Murings zu vermindern. Man sieht das Endergebnis dieses nicht alltäglichen Anlegemanövers der JO EH übrigens ganz gut am ersten Foto.
Nach dieser mühsamen, aber notwendigen Leinenarbeit finde ich noch an Land einen der ganz netten „Lost Places“ von Molat.

Tag 43 und 44
Heute und am morgigen Tag heißt der Plan: Aussitzen der Bora und ausgiebige Wanderungen in und um Molat.
In einigen Gesprächen mit den Einheimischen habe ich Vieles über eine 200 km/h Bora im letzten Winter erfahren, wo man die Schäden noch an vielen Ecken erkennen kann und die auch noch in den Köpfen der Bevölkerung vorhanden ist.
Zwischendurch finde ich wieder einige „Lost Places“ und das wohl genialste Autokennzeichen der Insel.
Mit Hafenkapitän Zlatan habe ich auch einige Stunden geplaudert und irgendwie hat er mich auch ein wenig in sein Herz geschlossen, da er sich die überschwängliche Verabschiedung von mir am dritten Tag nicht nehmen hat lassen.

Tag 45
In großen Schritten geht es nun weiter in den Norden und obwohl noch immer eine fette Borawalze über dem Velebit-Gebirge lag, war nicht allzuviel Wind vorhanden, der mich gemütlich nach Ilovik brachte.
Zuerst legte ich an einer Boje vorübergehend an, um das Boot für den Hafen klar zu machen.
Dann – wie in der Adria üblich – römisch-katholisch, mit Hilfe einer ältern Dame von einem deutschen Motorboot, welches schon seit zwei Tagen mit ausgefallener Hydrauliksteuerung im Hafen lag, angelegt.
Ein kurzer Rundgang auf der Insel, wo noch sehr wenig Touristen anzutreffen sind, dafür aber um so hübschere Blumenarangements an jeder Ecke.
Der viele Regen des letzten Monats lässt Kroatien ein wenig an die saftige, grüne Steiermark erinnern.

Tag 46
Eine Tragödie wäre beinahe das Ablegemanöver in Ilovik geworden, denn ich komme der Muring meines Stegnachbarn gefährlich nahe, vernachlässige dabei meine Steuerbord-Heckleine und nachdem ich über die Muring drüber gerutscht bin und wieder Gas gebe, kommt mir doch tatsächlich die Steuerbord-Heckleine in den Propeller.
Nach einer Schrecksekunde verhole ich mich mit zwei weiteren Leinen zwischen Stegnachbarn und einem weiter vorne liegenden Fischer.
So habe ich Zeit, mich auf einen kühlen Tauchgang vorzubereiten.
Ganze 14°C zeigt das Thermometer …. *brrrschüttelfrier*
Ich stelle mir also eine Pütz voll warmes Wasser auf das Achterdeck und unter Beobachtung von etwa drei Crews nebenan schaffe ich mit drei Tauchgängen den Festmacher von der Schraube zu lösen.
Die Leine ist in Ordnung, auch der Propeller sieht gut aus und das Getriebe lässt sich auch noch gut schalten … *gottseidank*

Aber nach der Action habe ich keine Lust auf einen langen Segeltag und begebe mich nach Pogana an die Südspitze von Cres.
Bereits gegen 1300 mache ich an einer Boje knapp hinter dem kleinen Wellenbrecher fest.
Nachmittags unternehme ich einen ausgedehnten Spaziergang zu der ensamen Bucht Baldarin. Auf den insgesamt 8 km begegne ich keinem einzigen Menschen, nur einer etwa kinderarmdicken Schlange von knapp 2 Metern Länge, die mich irgendwie zum Umkehren bewegt.

Tag 47
Heute geht es am Leuchtturm Trestinik vorbei, den wohl jeder FB2-Schüler noch gut von seinen Kartenarbeiten kennt.
Teilweise leichter Segelwind, der ab und zu einschläft und dann wieder auffrischt, prägen den ganzen Tag.
So segle ich noch an der Nordspitze von Rab vorbei und lege an der ehemaligen Gefängnissinsel Grgur längseits an.
Die Kellnerin des Gasthauses hilft mit bei der Leinenübernahme, entschuldigt sich aber gleich, dass es heute noch kein Essen gibt, denn morgen ist erst der erste offizielle Öffnungstag. Ich könnte aber trotzdem gerne auf ein kühles Bier vorbeikommen.
Verfallene, alte Gebäude wirken auf mich faszinierend, daher erkunde ich die nähere und weitere Umgebung und finde neben den offensichtlichen Gefängnisgebäuden auch noch ein verfallenes Haus mitten im Wald.
Meine Vermutlung liegt nahe, dass dort einst der Gefängnisdirektor wohnte.

Zurück von meiner Erkundungstour komme ich auf das Angebot der Kellnerin zurück und genehmige mir in der Abendsonne ein kühles Karlovacka.
Die Wirtsleute verlassen bereits die Insel, und ich darf ganz alleine zurück bleiben.
Unglaublich, diese Ruhe und Stille.
Kalte Küche steht heute am Bord-Speiseplan, so genieße ich meine kalte Jause mit dem Ausblick aus meinem kleinen Cockpit heraus.
Ganz leise bekomme ich Besuch: ein neugieriges Reh kommt bis auf wenige Meter an mich heran und wundert sich wohl über den einsamen Segler.
Der anschließende Sonnenuntergang verzerrt dieses idylische Bild schon wahrlich ins Kitschige.
Heute ist übrigens mein letzter Tag als Solo-Segler für diesen Törn, glücklich von diesen kitschigen Szene verziehe ich mich daher unter Deck und schaue mir als Highlight das Staffelfinale von Games of Throne an.

Der Thron der sieben Königslande

Tag 33
Gerade als die achte und finale Staffel der Erfolgsserie „Games of Thrones“ läuft, besuchen wir in dieser Woche die Hauptdrehorte Dubrovnik und Split.
Was für ein „Zufall“ … *ggg*

Um daher „Up to Date“ zu sein, habe ich mir in den letzten Wochen die bereits veröffentlichten vorherigen sieben Staffeln immer abends über den Laptop angesehen.

Das Flugzeug meiner Kinder nach Cavtat kommt mit 30 Minuten Verspätung an.
Nur eine halbe Stunde nach der Landung empfange ich meine Kinder samt Schwiegertochter und bringe sie mit dem Dingi auf die JO EH.
Wir wollen keine Zeit verlieren und fahren gleich von Cavat nach Dubrovnik, um dort die „Perle der Adria“ zu besichtigen.

Plan ist, die neu errichtete Dependance der Marina Frapa, die am Nähersten zur Altstadt liegt, anzusteuern. Leider hat aber die neue Marina Frapa-Dependance dort noch immer keine Genehmigung zum Betrieb.
Selbst die Vortäuschung eines Schadens an der Steuerung und Verhandlungen per Funk mit der Port Authority von Dubrovnik kann deren Herzen nicht erweichen, und so müssen wir in die ACI-Marina am Ende des Kanals ausweichen.

Somit kommen wir erst nach Sonnenuntergang in die Marina, um die ganze Strecke wieder mit einem Taxi retour zu fahren. Der Taxifahrer bestätigt unsere Vermutung, dass diese Behördenwillkür auch mit Freunderlwirtschaft und erwarteten Bestechungen zu tun haben könnte. Naja, warum sollte das nur bei uns so sein?! *fg*

Aber davon lassen wir uns natürlich nicht aus der Ruhe bringen, finden in der Altstadt von Dubrovnik ein sehr nettes Lokal in einer kleinen Seitengasse und besichtigen zur späten Abendstunde, ohne die ganzen Tages-Touristenmassen – das nächtliche Dubrovnik.

Ist vielleicht eh besser so … 🙂

Tag 34
Beim Frischwasser-Nachtanken haben wir leider das Gardena-Anschußstück in der ACI-Marina vergessen, die müssten also eigentlich bereits einen riesen Haufen solcher Anschlußstücke haben.
Auch der Dieseltank wurde wieder einmal um 1.085,- Kuna vollgefüllt.
Wir legen also bei einer Strömung von gut 2 Knoten von der Tankstelle ab. Wenn nicht gerade ein Motorboot hinter uns warten würde, hätte ich mit Gerald „Ferrygliding“ üben können, aber so lassen wir das dieses Mal vorerst bleiben.

Als wir unter der Brücke wieder aufs offene Meer fahren, stürtzt sich ein mutiger Bungeejumper zu uns herunter.
Kopfüber am Gummiband hängend jodelt er uns begeistert zu.
Beim nächsten Besuch probieren wir das auch mal … *gggg*

Bei Dauerregen und etwa 15-20 Knoten raumen Wind kommen wir gut voran. Isabella und Janina sind zwar bei den Raumkurs-Wellen etwas blaß um die Nase, halten aber brav durch.

An diesem Tag schaffen wir 35 Meilen ohne einen einzigen Sonnenstrahl und ankern am Ende der Tagesetappe in Polace auf Mljet.
Die Restaurantbesitzer rufen uns zu, wir sollen bei ihnen anlegen, aber wir haben nach dem Regentag keine Lust zum Ausgehen und kochen selbst an Bord, denn es geht doch nichts über eine eigene Heizung (Fußbodenheizung sogar!), die es schön gemütlich und heimelig an Bord macht.


Tag 35
Heute zeigt sich das Wetter dann wieder von seiner besten Seite.
So frühstücken wir in der malerischen Bucht Polace zum ersten Mal zu viert im Cockpit.
So schön uns die Sonne wärmt, so wenig Wind ist leider heute angesagt.
Somit beeilen wir uns in Richtung Korcula, denn heute nehme ich an dem „Wings for Life-Run“ teil, wo über 100.000 Läufer weltweit gleichzeitig starten, um Spenden für die Rückenmarksforschung zu sammeln.

Isabella bekommt eine Einschulung des Anker-auf-Manövers und Gerald bringt uns sicher aus der Bucht.
Auch Isabella versucht sich heute als Seuerfrau.
Da wir unter Maschine fahren, ist im Grunde nicht viel zu tun.
Um die Zeit etwas kurzweiliger zu gestalten, fischen wir allerlei Müll aus dem Meer, der dort eigentlich nicht hingehört.

In Korcula angekommen, starte ich gleich zu meinem Lauf und schaffe gute 6 Kilometer bei dem Charity-Run.

Nach einer Dusche und einer guten Jause ist dann Sightseeing angesagt.
Eine Bar wird besucht und anschließend dort gleich zu Abend gegessen. Korcula ist schon ein netter Fleck in der Inselwelt Kroatiens.

Tag 36
Da in Korcula auch eine Marina ist, bringt Gerald die beiden Mädels mit den Dinghi zum Duschen und geht auch gleich Proviant für die beiden nächsten Tage einkaufen.
Starker Ost-Nord-Ost-Wind bringt uns auf Halbwindkurs rasch weiter, jedoch begleitet uns auch eine unangenehme Welle.
So nutzen wir die Leeseite der kleinen Insel Scedro, um uns eine wärmende Suppe zu kochen, mit der wir gerade rechtzeitig fertig sind als wir aus dem Windschatten heraus, wieder in die bereits 1,5 Meter hohen Wellen hineinkommen.
In der Durchfahrt zwischen den Inseln Marincovac und Sveti Klement finden wir eine idyllische Bucht mit mehreren Bojen.
Das zugehörige Restaurant hat aber noch geschlossen, und es kommt auch Niemand kassieren.
Dafür setzen wir mit dem Dinghi über und wandern auf die gegenüberliegende Inselseite, um eventuell noch einen Blick auf den Sonnenuntergang zu erhaschen.

Tag 37
Heute haben wir nur eine kurze Etappe vor uns.
Bei häufigen Winddrehungen macht es wenig Spaß, immer den besten Kurs zu setzen.
So reicht es mir nach der gefühlten 50igsten Wende, und ich mache nur noch einen langen Schlag, um in die Abdeckung von Brac zu kommen; der Rest der Strecke wird gemotort.
In Bobovisca machen wir an einer Boje und Heckleine zum Land fest.
Ein Westwind pfeift nun ordentlich durch die Bucht.

Wir fahren mit dem Dinghi an Land und suchen den Weg zu einem alten Wehrturm, den wir von der Bucht aus gesehen haben. Wir umkreisen ihn regelrecht und müssen uns die letzten 200 m durch das Buschwerk kämpfen.
Für diesen Ausblick hat es sich aber gelohnt.

Wieder im Dorf zurück, findet gerade die Fütterungszeit der Dorfkatzen statt.
Ein Mopedfahrer bringt allerlei Köstlichkeiten für die Katzen, und das Motorengeräusch des Mopeds kannten sie sicher schon, so schnell wie sie aus allen Ecken und allen Himmelsrichtungen angesaust gekommen sind.

Für unser Abendessen reservieren wir noch einen Tisch, da die windgeschützen Plätze im Inneren der Konaba sehr rar sind.
Die Kellnerin ist der helle Wahnsinn, denn entweder wollte sie uns verar…en oder sie leidet unter fortgeschrittener Demenz.
Sie entschuldigte sich öftes, dass heute sooooo viel los sei und sie unglaublichen Stress hat.
Dabei waren nur 3 Tische mit insgesamt 8 Personen in dem Lokal.

So hat halt Jeder seinen persönlichen Stresslevel … 🙂

Tag 38
Von Bobovisca nach Split ist es nur ein Katzensprung, und so sind wir bereits um 1200 in der ACI-Marina Split wieder gut festgemacht.
Morgen soll wieder ein starker Jugo am Programm stehen.

Nachmittags besuchen die Kinder mit der Mama von Janina die Spliter Altstadt, während ich die neue Hydraulikpumpe des noch immer nicht einwandfrei funktionierenden Autopiloten einbauen will.

Naja, Pech gehabt, die Gewinde für die Hydraulikleitungen sind ein wenig zu unterschiedlich; somit wage ich, den Motor der alten Pumpe komplett zu zerlegen und die Kohlebürsten wieder gängig zu machen.
Die Montage klappt unerwartet einfach, und ich hoffe, dass der Autopilot bis zum Ende meiner Reise nun endlich durchhält.

Gegen 1800 holen mich die Kinder ab, und wir machen zu fünft die Stadt ein weiteres Mal unsicher. So wird u.a. auch der „Games of Thrones“-Verkaufsladen besucht und reichlich Fotos geschossen.
Essen gehen wir in ein italienisches Restaurant.
Ob das ein Vorbote des sich bereits bald zu Ende neigenden Urlaubs ähm Home-Office-Arbeiten ist?! *lach*

Tag 39
Abschied von den Kindern.
Janinas Mama bringt die drei JO EH-Bootsbesucher wieder mit dem Auto zurück nach Österreich.
Ich warte den Jugo, der bereits sehr heftig in der Nacht eingesetzt hat, in der ACI-Marina ab.
Einige kleine Servicearbeiten stehen ohnehin an, denn selbst der Johnson-Außenborder bekommt zwei neue Zündkerzen als Tuning, und ich arbeite auch die dienstlichen EMails der letzten Woche ab.
Zur privaten EMail-Post komme ich dann nicht mehr, denn mir läuft Hans, den Rotina und ich auf den Lofoten kennen lernen durften, in der ACI-Marina über den Weg.
Bei einem Bier und anschließenden Kaffee begutachten wir gegenseitig unsere Boote und fachsimpeln über diese und jene Verbesserungen.

Schön, überall so liebe Segelfreunde aus der großen Segelfamilie zu treffen … 🙂

Süd Dalmatien

Tag 27

„Zu bezahlen wären für die Hafengebühr 384,- Kuna …“
Auf mein Argument, dass dieser Preis doch etwas happig ist, meint die gute Dame hinter der Hafenbüro-Budl, dass der Preis in der Hauptsaison noch teurer ist … *aaaaahhh*
Dafür druckt sie mir den Wetterbericht aus und überreicht ihn mir freudenstrahlend.
Ich denke mir dabei: „Oida – Schreikrampf oder Lachanfall?“ als ich den Ausdruck der Windfinder-Internetseite in die Hand gedrückt bekomme.

Ja, auch ich schaue – neben den guten, alten ausgedruckten Wetterprognosen, natürlich auch auf Internetseiten wie zB Windfinder , Windy, o.Ä. nach, um zu sehen, was eventuell in den nächsten Tagen zu erwarten ist.

Denn, meine lieben MitseglerInnen, das Wetter ist eines der wichtigsten Faktoren bei unserem Hobby.
Versucht bitte, die Wetterkarten zu verstehen, den Weg eines Tiefs anhand der letzten 24 Stunden selbst zu bestimmen, lernt darüber und vertraut nicht automatisch erstellten Prognosen.
Holt Euch Informationen von den örtlichen Seewetterdiensten, wie zB Aladin, denn die haben dort ganz spezielle Erfahrungen für das Revier in dem ihr segeln wollt.

Also schnell mal auf der Seite des Seewetterzentrums Split nachschauen und erfahren, dass zu dem angekündigten Westwind natürlich auch eine Front gehört, die sich um ein Tief über Irland dreht; also eh „nur“ Ausläufer sind, die mich voran treiben werden.

So ankere ich nach 7,5 Stunden Fahrt und 36 Meilen Tages-ETMAL auf der Ostseite der Halbinsel Prizba auf Korcula und bin somit offiziell in Süddalmatien angekommen.

Das Wetter verführt mich zu einem kleinen Landspaziergang.
Dazu muß ich jedoch den Motor der OH JE (Beiboot der JO EH) nach der Winterpause auch wieder zum Leben erwecken.
Nach 5 Minuten läuft das Ding zwar – vermutlich durch den alten Sprit vom Vorjahr – etwas unrund, bringt mich aber dennoch brav zum Ufer und sogar wieder zurück.

Abends verwöhne ich mich noch mit selbstgemachten Palatschinken, einer Flasche kühlen Chardonnay und eine der letzten Folgen von „Games of Thrones“, die mich bis jetzt fast jeden Abend begleiteten.

Tag 28
Gut ausgeschlafen, nach dem Frühstück, habe ich mir noch eine Stunde Erholung gegönnt und breche dann um 1000 meinen Weg gegen Süden auf.

Zuerst gibt es einen guten Segelwind, zwar zum Kreuzen, aber das gehört ab und dazu ohnehin dazu.
Ein langer Schlag Richtung Lastovo und dann ein Streckbug entlang von Korcula.

Um 1700 ankere ich in der Bucht Zuljana auf Pelesac, die doch – auch bei einem Tiefgang von 1,60 m, dennoch sehr seicht ist.
Auf Höhe der Hafenmole lasse ich den Anker fallen.

Tag 29
Um 0830 lässt mich plötzlich einsetzender Süd-West-Wind inkl. Dünung meinen Ankerplatz fluchtartig verlassen. Mit erhöhter Motordrehzahl um das Kap und die nächsten 3 Stunden mit voller Genua Richtung Osten.

Bereits um 1230 kann ich in den Stonski-Kanal einbiegen und fahre unter Maschine noch bis 1345 nach Ston, wo mich ein überaus netter Hafenmeister empfängt, und ich längseits an der noch nicht ganz fertigen Mole festmache.

Das Wetter ist gerade gnädig. Also maschiere ich in die Altstadt, in der ich in meiner jahrzehnte langen Seglerei bisher noch nie war und mich total darauf freue, da mir Ston von verschiedenen Leuten als sehr hübsche Destination empfohlen wurde.

Es reicht die Zeit und vor allem das Wetter, um einen Teil der längsten Mauer Europas und der zweitlängsten (nach der Chinesischen Mauer) Mauer der Welt zu bezwingen, und ich dachte schon, ich hätte mich vernavigiert … *ggg*

Tag 30
Vormittags düse ich mit meinem E-Scooter nach Mali Ston, wobei aber der nördliche Stadtteil von vielen, sehr touristischen Konobas durchsetzt und daher weniger fotogen ist.

Nach einem netten Plauscherl mit dem Hamburger Katamaranskipper hinter meinem Liegeplatz lege ich um 1300 von Ston ab.

Nach dem Stonski-Kanal setze ich bei leichtem Wind die Segel und segle zwischen den Inseln und dem Festland gemütlich gegen Süd-Osten.

Auf der letzten Insel vor Dubrovnik suche ich mir eine geschützte Bucht und mache an einer privaten Boje fest.
Das Meer ist an dieser Stelle leider sehr trüb, und so kann ich nicht erkennen, wie die Boje am Meeresgrund befestigt ist.

Nach dem Abendessen gewittert es in einiger Entfernung; deshalb verlasse ich doch die Boje und ankere lieber mitten im Hafenbecken.

Tag 31
Am Vormittag besuche ich noch die kleine Insel Celo.
Keine Besonderheiten, nur kleinere Ausgrabungsstätten verfallener Kapellen und ein paar Damen, die ihren selbstgemachten Honig anpreisen.

Auf den letzten Metern zum Dinghi fängt es an zu regnen.
Ich stelle mich unter das Vordach des kleinen Supermarktes, um den Schauer abzuwarten.
Neben mir drei Kroaten im gesetzteren Alter; sie trinken Bier vom Supermarkt.
Der Regen wird immer stärker, und ich stelle mich anhand des Wolkenbildes auf ein wenig mehr Wartezeit ein.
Also betrete ich den Supermakt, kaufe vier Bier und verteile sie an meine Mitwartenden.
Bamm, nun bin ich der Hero der Insel.
Wir quatschen ab sofort mit Händen und Füßen, wie schön doch Kroatien ist, aber ab 50 Jahre bekommst keine Arbeit mehr, zumindest nicht auf den Inseln, das hätte es unter Tito nicht gegeben.
Nach einer Stunde nutze ich eine kleine Regenpause, um halbwegs trocken zur JO EH zu gelangen.

Gar nicht so einfach, denn es waren dann doch 3 Runden Bier und das auf nüchternen Magen.

Meine drei neuen Freunde winken immer noch als ich schon aus der Bucht tuckere und natürlich regnet es schon wieder.

Nach 12 Seemeilen unter Motor mache ich eine kleine Runde durch das Hafenbecken der Bucht Tiha bei Cavtat.

In einer halbfertigen Marina liegen nur Boote von Einheimischen wie üblich an kleinen Bojen mit Landfeste. Also kein Platz für Yachties.

Also ankere ich vor einem Hotelstrand und geniese gleich ein paar Taxiboote, die mit Vollgas durch den Hafen düsen.
Das Hinweisschild mit max. 4 Knoten wird hier anscheinend von Jedem ignoriert.

Tag 32
Heute ist wieder Home-Office angesagt und auch ein Spaziergang durch das belebte Dorf geht sich aus.
In Cavtat ist Hektik, agressives Werben der Einheimischen um jeden Touristen angesagt: Jeder will Dich mit seiner eigenen Nußschale zu der ultimativen Dubrovnik-Tour überreden.
Lautstarke „Matura“-Yachten an der Zollmole zum Ausklarieren; die Polizeibeamten und die Zöllner sehen ang’fressen aus.
Kein Wunder, denn sie verstehen kaum ihr eigenes Wort bei DER Geräuschkulisse.

Ich bekomme hingegen zur Belohnung einen kitschiger Sonnenuntergang.

Mal schauen, ob die JO EH auch zum Partyboot wird, denn ab morgen kommen meine Tochter Isabella, mein Sohn Gerald und Schwiegertochter Janina für eine Woche auf Besuch.


Heute ist auch gleichzeitig Halbzeit meiner kleinen Reise.
Also Zeit für ein bißchen Statistik:

Von den bisher zurückgelegten 565 Semeilen bin ich 324 gesegelt, für die verbleibenden 241 Seemeilen hat mein Nanny-Diesel in 78 Stunden etwa 102 Liter Diesel verbrannt.
An Hafengebühren sind 800,- Euro zu bezahlen gewesen, hingegen ist der Anteil an Proviant mit 200 Euro lächerlich gering, wobei fairerweise gesagt werden muss, dass das Essen während der YCA-Gebirgssegler-Regatta von den Regattabeiträgen getragen wurde.