Tag 19
Der YCA Gebirgssegler Cup 2019 ist vorbei und Rotina begleitet mich noch die nächsten vier Tage.
Der Wind ist günstig, und wir planen eine Brac-Umrundung.
Nach endlosen Verabschiedungen von den Regattateilnehmern, die nach und nach auschecken und eigenen Proviant-Einkäufen brechen wir erst gegen 1330 von der Marina Kastela auf.
Bei wunderschönen 15 Knoten raumen Wind erreichen wir die Bucht Lucice bereits um 1640.
Der Wirt, der auch das Bojenfeld bewirtschaftet, freut sich sichtlich, dass wir selbst kochen, denn dadurch kann er seinen Frühjahrsputz fortsetzen und braucht sich nicht für uns in die Küche stellen. 150,- Kuna für die Boje nimmt er trotzdem.
Da beim Reisfleisch etwas Hühnerfleisch übrig bleibt, schlägt Rotina vor, in der Bucht mal die Angel rauszulassen. Vielleicht beisst ja mal was Fischiges zur Abwechslung zur Bord-Wurst und zum Pantry-Käse an. Nach wenigen Minuten heißt es dann auch gleich „Petri heil“ – ein kleines Raub-Fischlein hängt am Haken. Allerdings kennen wir die Fischart nicht; so wird das Fischlein wieder vom Haken gelassen. Aber leider ist er bereits über den Jordan = Wasser gegangen, was aber wiederum sinnvoll für die über uns kreisende Möwe ist, die sich nun im mutigen Sturzflug den toten Fisch angelt und am Uferrand mit Genuß verspeist.
Tag 20
Wir warten bis knapp um die Mittagszeit mit dem Ablegen, da der Wind noch nicht recht will. Nach einer Stunde schläft er dann wieder einmal ganz ein und zwingt uns querab von Starigrad den Motor zu starten. Nach einer guten Stunde frischt der Wind jedoch wieder auf, und wir segeln nur mit Genua zum östlichen Ende von Brac.
Im Örtchen Sumartin machen wir an der Stadtmole um 220,- Kuna längseits fest, erkaufen uns mit einem Aperol-Spritzer und einem Pivo das WLAN Password vom Cafe vis á vis und durchstreifen den österlich geschmückten Ort inklusive alter, traditioneller Bootswerft und Kirche.
Tag 21
Nach dem Frühstück mit Armen Rittern legt Rotina bei auflandigen Wind wie ein Profi ab. Eindampfen in die Achterspring, als hätte sie das schon ihr ganzes Leben gemacht.
Um das Kap Rasotica müssen wir noch motoren, aber danach schlägt der Wind auf Ost um, und wir segeln die ganze Nordküste von Brac wieder mit achterlichem Wind retour bis Splitska.
In der westlichen Bucht steht zu viel Schwell und würde das geplante Ankern recht ungemütlich machen. An der Stadtmole selbst befindet sich direkt bei den Murings jedoch eine Bar und den Geräuschepegel eines Abend-/Nachtlokals brauchen wir nun auch wieder nicht. So entscheiden wir uns für eine nahegelegene, offenbar private Boje eines Einheimischen, die jedoch noch im Winterschlaf ist.
Tag 22
Der angekündigte Jugo lasst die ersten Fallböen in die kleine Bucht herein brechen. Wir verlassen daher Splitska bereits um 0740, um rechtzeitig in einem sicheren Hafen anlegen zu können.
Der Wind frischt mittlerweile bis auf 20 Knoten auf und bringt uns flott nach Split, wo wir für die nächsten zwei Nächte vor den bis zu 40 Knoten angesagten Jugo-Südostwind, in der ACI Marina Split Schutz suchen bzw. abwettern.
Rotina wird leider schon heute Abend kurz nach 2100 mit dem FlixBus die Heimreise von Split nach Wien antreten.
Vorher maschieren wir aber mit anderen Terroristen- ähm Touristenhorden durch die wunderschöne Altstadt von Split (UNESCO-Weltkulturerbe) und entdecken dabei ganz versteckte Plätze, wo man sich ins Mittelalter zurückversetzt fühlt.
Den Games of Thrones-Verkaufsladen, der sich irgendwo in der Nähe vom Palast befinden soll, haben wir trotzdem nicht gefunden …
Tag 23 und 24
verbringe ich – mittlerweile wieder alleine – in der ACI Marina Split.
Es ist in diesem Monat bereits das zweite Mal ein Südostwind – Jugo/Scirocco – mit Windspitzen von 40 Knoten angekündigt.
Zeit also für mich fürs HomeOffice und Blogschreiben.
Auch einige andere Arbeiten, die ich mir an Bord vorgenommen habe, kann ich nun in Ruhe durchführen.
So wird der Windgenerator ordentlich verkabelt und über seinen Regler am Bordnetz angeschlossen. Ebenso konnte ich im Zuge dessen nun auch den Wackelkontakt des Heizungsgebläses finden.
In den frühen Abendstunden hat der Südostwind bereits deutlich nachgelassen und die Sonne kommt auch schon wieder kurz durch die esten Wolkenlücken durch.
Mit dem E-Scooter mache ich noch eine kleine Tour durch das nächtliche Split, um auch hier einige Eindrücke mitnehmen zu können.

Tag 25
Endlich hat der Jugo soweit nachgelassen, sodass es eine schöne Überfahrt von Split nach Hvar werden wird.
Mit drittem Reff in Genua und Groß geht es 60° am Wind durch eine etwa ein Meter hohe Welle vom Jugo der letzten Tage.
Durch die Rumpfform ist die JO EH ja leider kein „Am-Wind-Boot“, deswegen sind bereits nach 30 Minuten die ersten vier Opfer zu beklagen. Meine Bananen, die ich sorgfältig im Salon an den Handläufen hängend gelagert habe, wurden durch die Gravitation zu selbstschälenden Früchten. 🙂
OK, heute mittags gibt es nun Bananen mit Joghurt.

Zwischendurch ein kurzes Resümée zur Energiebilanz:
Bei strahlendem Sonnenschein (wie am heutigen Tag) und etwa 20 Knoten Wind liefern die Solarzellen (200Wp) 12 Ampere Strom, und der Windgenerator bringt noch einmal durchschnittlich 5 Ampere. Damit kann ich die Kühlbox und den Kühlschrank durchgehend laufen lassen, die Instrumente der Jo Eh versorgen und auch noch dazu den hydraulischen Autopiloten.
Es bleibt dabei noch ein wenig Überschuß übrig, um die Batterien zu füllen und sich alle paar Stunden über den Inverter sogar noch einen (Lös)Kaffee mit dem Wasserkocher kochen zu können.
Für den starken Espresso kommt die Rok Espressomaschine in Einsatz, die absolut ohne Strom funktioniert, aber das ist eine andere Geschichte.
Für die Nacht suche ich mir eine geschützte Bucht auf SV Klement.
Ich lege mich an eine Boje, die üblicherweise in den Sommermonaten von den Ausflugsschiffen belegt werden, die die Urlauber von Hvar in diese nette Badebucht bringen.
Jetzt in der Vorsaison ist – gottseidank – tote Hose, was die Ausflugstouristen und Massen betrifft.
Tag 26
Die Insel Vis habe ich mir für den heutigen Tag vorgenommen.
Dies ist für mich eine Premiere, denn als ich in den 1980iger Jahren die Adria mit meinem Vater mehrere Wochen und später immer wieder durchkreuzte, war Vis noch ein militärisches Sperrgebiet. Mittlerweile ist Vis nun aber seit vielen Jahren für den Tourismus zugänglich gemacht worden.
Neben dem Hauptort Vis auf Vis gibt es eine schmale Ankerbucht mit einem aufgelassen Bunker, den ich mir gerne näher ansehen würde.
Nur ist diese Bucht tatsächlich recht schmal und das Ankern daher eingeschränkt. Noch dazu dreht der Jugo genau in die Bucht und zerrt gewaltig am Ankergeschirr.
Unter diesen Umständen kann ich JO EH nicht alleine lassen und verwerfe meine Bunkerbesichtigung auf ein anderes Mal.
Das Ankerauf-Manöver zerrt ebenfalls gewaltig an meinen Nerven, noch dazu geht der Autopilot in diesem Moment in Streik und verweigert seine Dienste.
Zum Glück bricht der Anker erst aus als ich ihn genau unter mir kurzstag habe, und ich bringe ihn noch bis zur Wasserlinie hinauf bevor ich an den Steuerstand zurücksprinte, um die Geschwindigkeit und Richtung wieder in meine Gewalt zu bringen.
Erst weiter draußen versorge ich den Anker.
Der Wind nimmt immer mehr zu und drückt Fallböen mit bis zu 40 Knoten die Hügel von Vis herunter. Mit 5 m² Genua rausche ich mit achterlichem Wind und 7 Knoten Geschwindigkeit Richtung Westen bis zum Städtchen Komiza.
Zu meinem Pech kommt um das Kap herum der Wind genau von vorne und so erkämpft sich mein kleiner Nannydiesel mit 2200U/m und lediglich 2 Knoten seine Fahrt gegen den Wind.
Im Hafen warten schon zwei Mitarbeiter der Port Authority, um mir bei meinem Anlegemanöver zu helfen.
Ich entschließe mich mit dem Bug zur Mole festzumachen, mit allen Fendern an Steuerbord lasse ich mich auf ein großes Taucherboot treiben, übergebe mein Bugleine und übernehme die Muring.
Ruck zuck und schon lieg die JO EH sicher im Hafen.
Den beiden Helfern spendiere ich je ein Bier und plaudere noch ein wenig über das Los des Solosegelns.
Nach einem kurzen Ortsrundgang kommt gerade ein Kärntner mit seiner ungarischen Frau zu meinem Boot und erzählt mir, dass er mich unbedingt kennenlernen will.
Er habe mein Anlegemanöver von seinem Ferienhaus auf dem Gegenhang mit einem Feldstecher beobachtet und erzählt mir weiters von seiner Jagdhütte auf 2200 Metern Seehöhe in Kärnten und wo er schon überall auf Vis wandern war.
Da jedoch gerade der Fischkutter im Hafen eingelaufen ist und er unbedingt noch Fisch für seinen Griller braucht, verabreden wir uns zu einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen.

Also hab ich nun wiederum Zeit um herauszufinden, warum der Autopilot nicht mehr seine Dienste verrichten will.
Mit dem Messgerät kann ich feststellen, dass der Autopilot die Pumpe korrekt mit Strom versorgt. Bei der Gegenprobe, wo ich die Pumpe direkt von der Bordbatterie versorge, zeigt sich ein ähnliches Bild.
Vermutlich ist also die Pumpe defekt.
Was mich stutzig macht, ist, dass die Pumpe aber trotzdem ab und zu funktioniert.
Also suche ich noch weiter, ob der Fehler nicht in der Stromzuleitung sitzen kann, denn da befindet sich ganz verdächtig ein Enstörungsferrit.
Genau dieses Gewicht hat anscheinend einen Kabelbruch durch die Motorvibrationen verursacht.
Ursache offenbar gefunden, Problem hoffentlich gelöst, denn nun scheint der Autopilot wieder zu funktionieren, was mich sehr erleichtern würde, denn morgen verlasse ich Mitteldalmatien, um eine lange Etappe von Vis nach Korcula zu segeln.